: Neues im Fall Cordes/Schmidt
■ Genscher erhielt Briefe Assads und Velayatis / Beiruter Zeitung meldet baldige Entlassung von Cordes, Schmidt und Waite / Sprecher des Auswärtigen Amtes und des Erzbischofs von Waite sind skeptisch
Bonn (ap) - Im Fall der deutschen Geiseln Rudolf Cordes und Alfred Schmidt, die im Januar von einer schiitischen Organisation in Beirut verschleppt wurden, bahnt sich scheinbar eine neue Entwicklung an. Wie in Bonn verläßlich bekannt wurde, hat Bundesaußenminister Hans–Dietrich Genscher in den letzten drei Wochen in dieser Frage Briefe des syrischen Präsidenten Hafes el Assad und des iranischen Außenministers Ali Akbar Velayati erhalten. Gleichzeitig kündigte die Beiruter Zeitung Asch Schiraa die bevorstehende Freilassung der beiden Deutschen sowie des anglikanischen Geisel–Unterhändlers Terry Waite an, der ebenfalls im Januar in Beirut verschwand. Das Auswärtige Amt lehnte jede Stellungnahme zu den Informationen über die Briefe ab; ein Regierungssprecher sah sich außerstande, den Zeitungsbericht zu bestätigen oder zu dementieren. Er erinnerte nur daran, daß Asch Schiraa vor einiger Zeit schon einmal ähnliches berichtet habe. In zuständigen Kreisen Bonns wurde auf jeden Fall vor voreiligen Schlußfolgerungen gewarnt. Ein Sprecher des Erzbischofs von Canterbury, in dessen Auftrag Waite tätig war, beurteilte den Bericht der Zeitung ebenfalls skeptisch. Die Zeitung, die sich auf nicht näher bezeichnete zuverlässige Kreise in Westbeirut berief, war die erste gewesen, die über die amerikanischen Waffenlieferungen an Iran berichtet hatte. Nach Berichten von Asch Schiraa soll die Freilassung der Geiseln durch syrischen Druck auf die iranische Regierung erreicht werden. Der Geisel–Unterhändler Terry Waite, der sich seit Jahren in Beirut für Geiseln einsetzte, soll der Zeitung zufolge gegen ein Lösegeld von fünf Millionen Dollar freigelassen werden. Im Falle von Cordes und Schmidt werden Forderungen nach der Freilassung der Hamadei–Brüder in dem Artikel nicht erwähnt. In der Nacht zum Samstag hatte sich auch die pro–iranische Gruppe „Islamischer Heiliger Krieg“ zu Wort gemeldet. Sie drohte mit der Mißhandlung ausländischer Geiseln, falls Kuwait nicht innerhalb von zwei Tagen Beweise vorlege, daß 17 dort inhaftierte Schiiten bei guter Gesundheit sind. In einer Erklärung, die zusammen mit einem Videoband mit Aufnahmen des verschleppten französischen Journalisten Jean Paul Kauffmann einer Nachrichtenagentur in Beirut zuging, hieß es: „Wir weisen darauf hin, daß es einer unserer französischen Geiseln sehr schlecht geht.“ Frankreichs Staatspräsident Francois Mitterrand verurteilte die Geiselnehmer am Sonntag scharf. „Das sind entsetzliche Mittel. Diese Leute verdienen nichts als Mißachtung.“
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