Neues Nachrichtenmagazin "Nouvelles": Frauensicht auf Weltgeschehen
Das Magazin "Nouvelles" will Nachrichten ohne Geschlechterstereotype machen. Ein Klischee ist aber dabei: Es wurde von Männern gegründet.
Nachrichten sind Männersache, findet Marc Schenk. Und das merke man leider auch. Zum Beispiel, wenn Familienministerin Ursula von der Leyen in einem Interview mal wieder gefragt werde, wie sie Kinder und Karriere unter einen Hut bringe. "Beim ersten Mal interessiert mich das, danach will ich aber wissen, was sie für eine Politik macht", sagt Schenk.
Das Zeitalter der Frauen, es wird ausgerechnet von drei Männern ausgerufen. "Die weibliche Perspektive wird das 21. Jahrhundert bestimmen", glauben Marc Schenk, Maximilian Hilber und Arndt Knieper. Mit ihrem Magazin nouvelles, das in einer eigenen Verlagsgesellschaft erscheint, wollen sie ein Nachrichtenmagazin machen, in dem man keine überholten Geschlechterstereotype finden soll.
Schenk erklärt, was er darunter versteht: "Eine beruflich erfolgreiche Politikerin mit Kindern ist für uns, für große Teile unserer Generation und in meinem Milieu nichts Exotisches. In der Welt von Spiegel, Focus und Stern schon." Das sei auch kein Wunder, wenn man sich einmal vor Augen halte, wie viele Ressortleiterinnen etwa der Spiegel habe: genau eine. Ein Zustand, der die wirklichen Verhältnisse aber nicht widerspiegle. Und schon gar nicht die zukünftigen. Wenn die männliche Führungselite in Rente gehe, davon gehen die Magazingründer aus, dann werden vermehrt die Frauen nachrücken - und damit auch die Gesellschaft prägen.
Um dieser Entwicklung nicht hinterherzuhinken, wird die nouvelles-Redaktion, die sich noch im Aufbau befindet, überwiegend weiblich besetzt und soll unter einer Chefredakteurin laufen. Das käme laut Maximilian Hilber bei Männern übrigens genauso gut an wie bei Frauen: "Die ersten Ergebnisse der Umfrage auf unserer Seite zeigen, dass über 80 Prozent der Befragten dieses Nachrichtenkonzept gut finden, das variiert kaum zwischen den Geschlechtern".
Aber ist es nicht auch schon wieder klischeehaft, dass die Mitarbeiterinnen ihre "weiblichen Perspektiven" unter der Leitung von drei Männern einnehmen sollen? "Zum Glück haben wir eine tolle Redaktion, die nicht an Rollenklischees festhält", so Schenk. "Sondern daran, dass die Kommentare diesbezüglich verstummen werden, wenn erst die Inhalte im Vordergrund stehen."
Nachrichtliche Inhalte soll man spätestens im Herbst dieses Jahres auf nouvelles.de finden, vorerst stehen auf der Seite nur Texte über das Konzept und eine Umfrage zu den Leservorlieben. Geplant sind die Ressorts Politik, Wirtschaft, Wissen, Internet und Leben. Wenn es nach den Gründern geht, soll nouvelles auch an den Kiosk kommen - wann es so weit sein könnte, ist allerdings noch ungewiss.
Zum Vorbild nehmen die Macher sich - man kann es selbstbewusst nennen oder ziemlich optimistisch - internationale Publikationen wie das Time Magazine. Mit der Emma, einer Mutter der feministischen Presse, will man den Kampf nicht aufnehmen. Auch nicht den gemeinsamen. Denn eins ist dem ambitionierten Herrentrio klar: Ihr Magazin ist eher eine längst fällige Reaktion auf veränderte gesellschaftliche Verhältnisse denn ein Wegbereiter. Marc Schenk sagt: "Wir ernten im Grunde schon die Früchte der Emma. Sie hat es erst möglich gemacht, dass ein Magazin wie nouvelles entstehen kann."
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