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Neues Kool Savas-AlbumVom Saulus zum Paulus

Kommentar von Thomas Winkler

Kool Savas, Pionier des harten Berlin-Rap, hat einst den deutschen Hiphop sexualisiert. Auf "Tot oder lebendig" rappt er gegen Drogen, Gangbang und verrohte Gefühle.

Seine Reime sind wie "warmer Samen voll ins Gesicht", sagt Savas. Bild: bmg

Was eine zünftige Rap-Platte sein will, beginnt mit einem Intro. Darin macht der Rapper klar, was Sache ist: dass er zurück ist, dass er der Größte ist, wenn nicht sogar der Allergrößte, und dass der Zuhörer zu Recht auf diese Platte gewartet hat. Weil "Tot oder lebendig" (Optik Records/BMG) eine zünftige Rap-Platte sein will, hat sie auch ein Intro, in dem ein Satz all das zusammenfasst - und dann um eine überraschende Dimension erweitert wird: "Ich bin wieder hier, der King", rappt Kool Savas zur Begrüßung, "euer bester Freund".

Nun, dass Savas Yurderi Deutschlands bester Rapper sei, das fand lange Zeit nicht nur der selbst ernannte "King of Rap", sondern auch der Großteil der Experten, die Bildreichtum und Reimfrequenz analysierten. Nur: Savas war zwar schon allerhand, Bürgerschreck und Hassfigur, Liebling der Bundesprüfstelle, vielleicht auch dicker Kumpel - aber ein "guter Freund", also verständnisvoller Zuhörer und Ratgeber für sein meist gerade knapp der Pubertät entwachsenes Publikum, bislang noch nicht.

Zuerst einmal betreibt Savas auf "Tot oder lebendig", seinem zweiten Solo-Album, wie von ihm erwartet, die Kunst des Battle-Raps mit Tracks wie "Mona Lisa" in immer noch recht einsamer Höhe mit flinkem Mundwerk und fantasievollen Metaphern. Dazu fährt der mittlerweile von Berlin nach Heidelberg verzogene Rapper das gewohnte Arsenal auf: Mit "Essah" gibt es den üblichen "Ich bin der Größte"-Song, mit "Nur ein Spiel" den Respektier-Rap-Track, von Azad stammt der einzige und erwartbare Gastbeitrag, und natürlich sind immer wieder die unverzichtbaren Porno-Analogien zu hören (seine Reime sind, findet Savas, wie "warmer Samen voll ins Gesicht"). Produziert wurden alle Beats von der langjährigen Kollaborateurin MelBeatz, die sich wieder einmal vornehmlich an den klassischen Vorgaben von der amerikanischen Westküste orientiert und meist den flirrenden, warmen und entspannten Sound des G-Funk zitiert.

Die Welt aber hat sich weitergedreht. Im internationalen "game", wie der "player" das zu nennen pflegt, sind die musikalischen Standards längst andere. Und textlich haben im deutschen Rap die Frauenärzte und Orgasmuskönige zwischenzeitlich die Charts erobert. Und nicht nur das: Es sind zwar nur wenige Epigonen, die in der Lage sind, den mittlerweile 32-jährigen Savas mit seinen eigenen Waffen zu schlagen, aber die Kreuzberger von K.I.Z. haben mittlerweile seinen Ansatz, die Sprache durchzusexualisieren, ein paar Umdrehungen weiterbefördert und bis ins Kabarettistische übersteigert. Savas mag mittlerweile seinem eigenen kleinen Label-Imperium vorstehen, aber seine Themen sind Charts-Alltag geworden und Porno-Rap zum von kulturpolitischen Fraktionssprechern diskutierten Mainstream. Reflexartig beklagt er diesen Zustand in "Der Beweis", der ersten Single des Albums: "Muss ich euch wirklich noch was beweisen?", fragt Savas, wohlwissend, dass dieser Zug abgefahren ist und die eigentliche Zielgruppe längst mit anderen Großmäulern feiert. So findet auf "Tot oder lebendig" neben dem von vornherein zum Scheitern verurteilten Versuch, den verlorenen Battle-Thron zu reklamieren, ein zweiter, ungleich interessanterer Prozess statt: Nennen wir es die Selbstfindung eines Rappers. Die allerdings geht weitgehend nicht innerhalb der Wortflut vonstatten, sondern gerade in dem, was nicht gerappt wird: Konsequent verzichtet Savas auf Zuhälter-Analogien und alles, was ihm als Homophobie ausgelegt werden könnte.

Stattdessen schwingt sich der bekennende Vegetarier, der unlängst neben Teenie-Star LaFee und Richterin Barbara Salesch sein Gesicht für eine Anti-Cannabis-Kampagne des Landeskriminalamts Baden-Württemberg zur Verfügung stellte, auf zum sozialen Gewissen: In "Krank" rappt er gegen Drogen und Kriege, gegen Konsum und Massenmedien, gegen "Neid und Gefühlskälte", gegen "Arroganz und Ignoranz", die böse Gesellschaft und missgünstige Mitbürger, "gegen Volksverdummung und Rassentrennung", gegen "Überwachen und Mauern", und gegen die (glaubt man mancher Politikerin, von ihm mitverantwortete) Verrohung der Gefühlsbeziehungen unter Jugendlichen: "Mit 13 das erste Mal Gangbang, das ist krank". Wer hätte das gedacht: Kool Savas hat eine neue Nische gefunden und wird womöglich zum Pfarrer Fliege des deutschen Rap. THOMAS WINKLER

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12 Kommentare

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  • F
    fiddlersblack

    Chainsaw hat alles gesagt - KKS bleibt der technisch beste Rapper.

     

    Und nein er muss NIEMANDEM irgendwas beweisen - auch nicht einem Redakteuer der nicht ordernlich recherchiert.

  • J
    J.W.-Star

    melbeats halt mal leiber dein maul, savas ist das beste was der deutsche rap zu bieten hat.

    bestimmt noch nicht mal das album ganz anghört wie der "herr winkler".

    alles is geil vom king, da kann der rest nichts machen weil die alle nichts können.

     

    PEACE OUT OPTIK FOREVER, KKS KINK OF RAP

  • L
    Labbe

    ich wollte mich gerade hier mal so richtig auslassen über diesen Artikel, aber wie ich dann gesehn habe, haben mir einige das bereits abgenommen...

     

    @herr winkler: schöner schrott!!! nächstes mal besser aufpassen in der porno-rap-schule!!!

  • M
    melbeats

    Kool Savas kann nix und das zeigt das Album.

     

    Erst hat er gesgat ohne feat. dann kommen doch 2 und einer davon der nix taugt.

     

    lächerlich und das ist das ende von kool savas

    ich finde es auch schade, aber so ist es.

     

    Hura !

     

    Heult doch alle ;-)

  • LU
    Lennart UDen

    wollte hier gerade mal was richtig stellen, habe aber nur beruhigt festgestellt, dass das bereits einige andere getan haben!

     

    vielleicht sollte man auch überlegen, ob man den artikel rausnimmt wenn der von einer solchen ahnungslosigkeit zeugt...

  • S
    Sturm

    Pervers heißt direkt übersetzt "von der Norm abweichend", was keine direkte Wertung impliziert.

  • M
    Meezy

    "Konsequent verzichtet Savas auf Zuhälter-Analogien und alles, was ihm als Homophobie ausgelegt werden könnte."

     

     

    Naja Herr Winkler, wie würden sie dann die Zeile "perverser als ein gleichgeschlechtliches Pärchen" auslegen?

  • T
    Timo

    Netter Versuch einer Schlussfolgerung. Nur dass Savas Yurderi allerdings auch schon vor einigen Jahren Lieder mit Moral veröffentlichte ("Der beste Tag deines Lebens"(2002), "All 4 One"(2005)), wurde hier wohl außer Acht gelassen. Schade, denn sonst hätte man erkennen können, dass wohl in jedem Saulus von Anfang an ein kleiner Paulus steckt. Oder, dass sogar Rapper facettenreich sein können!

  • J
    Jan

    werter herr winkler,

    sie haben keine ahnung von rap in deutschland und kool savas im allgemeinen. und wenn sich jemand mal die mühe macht intressante themen mit inhalt aufzugreifen wird trotzdem draufgehaun. bravo. das das auch als prozess des erwachsenwerdens angesehn werden kann und nicht nur die neueste marketing strategie ist fällt ihnen nicht ein. vielleicht sollten sie sich erstmal in ein thema einarbeiten bevor sie einen solchen artikel schreiben.

  • C
    Chainsaw

    Lieber Herr Winkler,

    man erwartet von einem Journalisten der über etwas schreibt, das er sich vorher zumindenst ein wenig mit der betreffenden Materie auseinandersetzt.

    Das haben Sie anscheinend völlig weggelassen denn nur so ist es zu erklären das bei einer CD Kritik so ein Stuss dabei rauskommt.

    Ich zähle Ihnen gerne Ihre vermeintlichen Fehler auf:

    -Frauenärzte und Orgasmuskönige haben bis jetzt noch nie die Charts erobert

    -Experten die sich mit Rap befassen werden noch immer sagen das Savas der technisch beste Rapper in Deutschland ist

    -Anscheinend haben Sie noch nie Beatz von der Westküste gehört, sonst würden Sie nicht behaupten Melbeatz orientiert sich daran

    -Wenn sie sich auch die Alben zwischen LMS und TOL angehört hätten, währe Ihnen aufgefallen das Porno Rap schon lange nicht mehr das ist was Savas praktiziert

    -Muss man gleich zum Pfarrer werden nur weil man älter wird, dadurch andere vernünftigere Ansichten kriegt und diese als Sprachrohr an die Jugend weitergibt? ich denke nicht.Ich finde es sogar sehr wichtig das ein Rapper mit so einem großen Einfluss auf die Jugend wie Savas Sachen rappt die der Jugend was vernünftiges erzählen , nicht nur das übliche Wortvokabular eines Gangstarappers.

    -Warum sind die Charts überfüllt mit den Themen die Savas rappt? Weil Savas es vor gemacht hat.

    Und in Mona Lisa stellt er es klar "oft kopiert aber nier erreicht".

    Und das ist Fakt.

    Im großen und ganzen haben Sie nichtmal Ansatzweise recht mit dem was Sie geschrieben haben,und ich hoffe auch Ihr Vorgesetzter erkennt früher oder später das Sie völlig verkehrt in Ihrem Job sind.

    Überlassen Sie Rap-CD Kritiken bitte Leuten die sich auskennen und schreiben Sie weiter über das Oktoberfest oder über die Busengröße von Oliver Kahns Freundin.

    Das liegt Ihnen nähmlich wirklich.

    In diesem Sinne

    MFG

    Chainsaw

  • KK
    Klaus K.

    Lauter inhaltliche Fehler..

    Man hat das Gefühl, der Autor hat das Album noch nicht einmal gehört.

  • U
    Uwe

    Gefällt mir nicht so der Artikel... einige Sachen will ich nur ansprechen:

    1. "Kool Savas hat eine neue Nische gefunden und wird womöglich zum Pfarrer Fliege des deutschen Rap."

    - Nee, nicht wirklich. Solche Dinge haben unzählige andere auch schon gesagt, von wegen neue Nische

    2. Der Versuch den Battlethron zurück zu erobern von vornerein gescheitert? Das Album hat klargestellt, dass Savas den besten Flow in Deutschland hat. Auch wenn das Album ansonsten leicht enttäuscht...

    3. Der Song heißt "essah", nicht "Essad"...wenn das nicht nur ein Tippfehler ist, hat der Autor den Song nichmal verstanden^^

    4. Gut, dass auch mal über einen vernünftigen Rapper hier berichtet wurde. Mir ist das trotzdem noch viel zu wenig.

    Die taz schenkt zu vielen abgrundtief schlechten Rappern (neuerdings sind es nichtmal mehr "Gangstrapper", sondern "Pornorapper") Aufmerksamkeit, auch in diesem Artikel. Wieso wird so wenig über verünftige Leute berichtet? Wieso wird über kein Rapalbum jemals berichtet wie über andere Musik, ohne gleich wieder mit dieser Pornorappergeschichte zu kommen? Viele interessante Releases lässt die taz ja sowieso unter den Tisch fallen..