Neues Kabinett in Meck-Pomm: Frischer Westwind im Nordosten
Mecklenburg-Vorpommerns neuer Regierungschef Sellering (SPD) verjüngt sein Kabinett. Neu dabei ist Manuela Schwesig, mit 34 Jahren Deutschlands jüngste Ministerin.
BERLIN taz In Mecklenburg-Vorpommern haben am Montag der neue Regierungschef Erwin Sellering und drei MinisterInnen ihre Ämter angetreten und die Landesregierung damit beträchtlich verjüngt. Der 58-jährige Sellering ist Nachfolger von Harald Ringstorff (beide SPD), der mit 69 aus Altersgründen aus dem Amt scheidet. Er wurde von 40 der 71 Abgeordneten gewählt und genießt also nicht den Rückhalt aller 45 Mitglieder der SPD-CDU-Koalition.
Sellering stammt aus der Nähe von Bochum und ist der erste Westpolitiker an der Spitze des Bundeslandes. Er kam vor 14 Jahren als Verwaltungsrichter nach "Meck-Pomm". Im Jahr 2000 wurde er Justizminister in der rot-roten Koalition, 2006 Sozialminister der großen Koalition. Er gilt als Pragmatiker. Zum Amtsantritt fällt Sellering mit kreativen Personalentscheidungen auf, indem er eine junge Finanzwirtin, einen Duisburger Binnenschiffer und eine Kunstlehrerin ins Kabinett holt und es so um 62 Jahre verjüngt.
Mit Manuela Schwesig übernimmt eine 34-Jährige das Ressort Soziales und Gesundheit, die erst seit fünf Jahren in der SPD ist und kaum über Erfahrung auf Landesebene verfügt. Deutschlands jüngste Ministerin ist Diplom-Finanzwirtin und war zuletzt SPD-Fraktionsführerin im Schweriner Stadtparlament. Beobachter kennen sie aus dem Skandal um das verhungerte Mädchen Lea-Sophie, als sie eine konsequente Aufarbeitung im Rathaus und in den Ämtern forderte. Die verheiratete Mutter eines Sohnes wurde in Frankfurt (Oder) geboren und arbeitete 16 Jahre lang in der Finanzverwaltung in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.
"Es ist doch nicht schlecht, wenn die Sozialpolitik im Land von einer 34-jährigen Mutter verantwortet wird, die selbst nah dran ist an den Fragen", begründete Sellering seine Entscheidung. Schwesig übernimmt das Ministerium direkt von Sellering. Es wird erwartet, dass sie seinen Kurs weiter fortführt, Meck-Pomm attraktiver für Familien zu machen. Beide kennen sich aus der gemeinsamen Arbeit im SPD-Landesvorstand, dessen Chef Sellering ist.
Neue Finanzministerin ist die Landtagsabgeordnete und gelernte Kunstlehrerin Heike Polzin (52), die das Amt von Sigrid Keler (66) übernimmt. Der bisherige SPD-Landtagsfraktionschef und gelernte Binnenschiffer Volker Schlotmann (51) wird an Stelle des 64-jährigen Otto Ebnet (alle SPD) Verkehrsminister. Dem Kabinett gehören damit weiterhin je vier Minister von SPD und CDU an.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!