Neues Album von The Goon Sax: Jung, abgebrannt, nonchalant

Schnoddrige Texte, Songwriting und Galgenhumor: „We're not talking“ heißt das fabelhafte Album des australischen Poptrios The Goon Sax.

Drei Musiker

Süßer Vogel Jugend: The Goon Sax aus Brisbane Foto: Wichita

Erwachsen werden ist harte Arbeit, ein Leben lang, und nicht wenige verzweifeln daran. The Goon Sax aus dem aus­tra­lischen Brisbane gehen dieses Unterfangen mit engelsgleicher Schnoddrigkeit an. Auf ihrem tollen zweiten Album „We’re not talking“ trägt das Teentrio seinen Unmut über die Widrigkeiten der Adoleszenz lässig-energisch vor, gewitzte und dennoch ernsthafte Selbstreflexion schützt vor jeglicher Wehleidigkeit, die drei frischgebackenen Highschool-Absolventen wirken schüchtern und mitteilsam zugleich.

Ihre klassischen, vermutlich gar zeitlosen Popsongs sind mal mit Kuhglocken, plüschigen Streichern und Bläsern reich verziert („Make Time 4 Love“) oder nur spartanisch vom Pia­no begleitet („Somewhere In Between“). Louis Forster, der Sohn von Go-Betweens-Mitbegründer Robert Forster, und James Harrison teilen sich Bass, Gitarre und Gesang. Schlagzeugerin Riley Jones übernimmt auf „We’re not talking“ erstmals auch Gesangsparts.

Getrieben von einer flott vor sich hin klöternden Drummachine und Synthsounds erinnert das windschief mit Forster vorgetragene Duett „Losing Myself“ in seiner symbiotisch wirkenden Einigkeit an The xx, allerdings klingen The Goon Sax im Gegensatz zu den bierernsten Briten kein bisschen schwermütig, in ihrem Galgenhumor bleiben sie stets nonchalant: „Looking at my bank account, and I’m feeling lonely / Cause I’ve got no money, and my TV’s not working, I’ve got no patience / Cause I don’t speak German“.

Ohne Altersbeschränkung

Im Song „She Knows“ erinnert James Harrisons Sprechgesang in Timbre und seiner genervten Vehemenz an den jungen Lou Reed. Die Feststellung „It always hurts when no one replies / I need to tell someone what’s on my mind / No one ever feels the same as me / They always kinda seem to disagree“ ist universell richtig und ohne Altersbeschränkung gültig, nur hört man irgendwann auf, das anzuprangern. Riley treibt den Song unerbittlich auf dem Schlagzeug voran, nutzt die Becken ausführlich, um Druck zu erzeugen, rotzfreche Gitarren verbreiten Unruhe.

The Goon Sax: "We're not Talking" (Wichita/PIAS/Rough Trade)

Live: 27. September "King Georg" Köln, 29. September "Internet Explorer" Berlin

Wie im richtigen Leben werden Themen in den Songtexten von The Goon Sax nicht linear verhandelt, stehen aber unmittelbar in Zusammenhang und werden dadurch zu einem rauschenden Bewusstseinsstrom. „It’s hard to decide what to read“, singt Harrison in „Love Lost“, und eine Zeile später beackert er das Nachbarfeld: „It’s so hard to be who you want me to be.“

Viele Wege führen zur Selbsterkenntnis, hier begleitet von einem geradezu trotzigen Rhythmus, den Schlagzeug und Gitarren im Gleichschritt hinlegen, mit Kastagnetten auf Trab gehalten und von Streichern beflügelt. Wenn sich Erwachsenwerden so anfühlt, wie es auf „We are not talking“ klingt, lässt es sich bewältigen!

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