: Neuer Stasi-Mann entdeckt?
■ Ralf Hirsch weist Vorwürfe zurück - Momper: Kein Anlaß zum Mißtrauen gegenüber seinen Mitarbeitern
Ein enger Mitarbeiter des Berliner Regierenden Bürgermeisters Walter Momper (SPD) für DDR-Kontakte soll nach Informationen der 'Bild am Sonntag‘ jahrelang bezahlter Agent des früheren DDR-Ministeriums für Staatssicherheit gewesen sein. Dies behauptet nach Angaben der Zeitung ein namentlich nicht genannter ehemaliger Oberstleutnant der politischen Polizei in Ost-Berlin. Der betroffene Ralf Hirsch, der in der DDR-Oppositionsbewegung mitgearbeitet hat, wies die Vorwürfe zurück und leitete rechtliche Schritte ein. Er verlangt Einsicht in seine Stasi-Akten. Er sei 1980 auf eine Mitarbeit angesprochen worden, habe die beiden Personen (Reiner Dietrich und Uwe Kulisch), die er ausspionieren sollte, über dieses Stasi-Ansinnen informiert, sagte Hirsch, der bereits als 18jähriger zum Spitzel angeworben worden sein soll. Der Informant des Blattes beschuldigt Hirsch unter anderem, auch, die Schlüssel von Eppelmanns Wohn- und Arbeitsräumen besorgt zu haben, um mit Nachschlüsseln dort Abhörwanzen zu verstecken. Hirsch habe durch seine Arbeit in der Friedens- und Oppositionsbewegung das Vertrauen vieler führender Oppositioneller gewonnen.
Momper teilte in einer Erklärung mit, er sehe keinen Anlaß, Hirsch zu mißtrauen. „Bis zum Beweis des Gegenteils werde ich die Aussagen von ehemaligen hauptberuflichen Stasi -Mitarbeitern, die sich auch jetzt noch nicht mit Namen vorstellen, geringer achten als das Wort eines Menschen, den ich kenne und von dem ich weiß, daß er gegen das Unrechtsregime in der DDR aktiv gekämpft und dafür gelitten hat.“ Momper forderte, daß die Stasi-Akten wie einst die NS -Akten einer geordneten Kontrolle unterworfen und von einer neutralen Instanz ausgewertet werden.
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