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Neuer Sendeturm verzichtbar?

■ Telekom will Radio-Bremen-Kosten für neuen Sendeturm unterbieten Klostermeier: Kenne den Brief nicht

Braucht Bremen zwei Sendetürme für Funk und Fernsehen? Das ist die Frage, um die im Hintergrund ein heftiges Tauziehen stattfindet. Grundsätzlich geht es darum, ob die Telekom ihr Monopol, Sendeanlagen betreiben zu dürfen, vervollständigen kann. Radio Bremen hat Senderechte aus der Zeit vor diesem Monopol. Wenn die Radio Bremen-Programme jetzt von dem Telekom-Turm in Walle angestrahlt würden, wäre die eigenen Senderechte ein für allemal dahin.

Verständlich, daß die Telekom Lockangebote macht. Im März scheiterten Gespräche daran, daß Radio-Bremen-Intendant Klostermeier feststellte, der Neubau eines eigenen Sendeturmes und neue Anlagen würden den Sender ca. 4,5 Millionen im Jahr kosten. Das Angebot der Telekom lag darüber.

Mit gebührendem Abstand hat die Telekom nun ein neues Angebot vorgelegt: 4,155 Millionen. „Wir sind der Auffassung, daß dieses Angebot für Radio Bremen äußerst attraktiv sein müßte“, schreibt die Telekom. Fernsehen und die UKW-Programme sollen aus Walle gesendet werden (2,375 Mio), für die Mittelwelle (MW) soll in Schwanewede eine „neu zu errichtende Sendeanlage“ entstehen. 0,18 Mio im Jahr will die Telekom für die Übernahme der Sendeanlagen in Bremerhaven nehmen.

Grundsätzlich liegt es auf der Hand, daß der Betrieb eines Sendeturmes preiswerter sein muß als der von zweien. Bei den Mittelwelle-Sendern ist insgesamt umstritten, ob sie heute noch einen Sinn haben. Rein juristisch hat das Militär das Recht, alle Kurzwellen–Sender im Spannungsfall für sich zu beanspruchen. In den letzten Jahren des Kalten Krieges waren die MW-Sender also eine Art Vorsorge für den Kriegsfall. Heute, sagt auch Radio-Bremen-Intendant Klostermeier, sind die MW-Sender reine Stromverschwendung. Der WDR hat weitgehend darauf verzichtet, seine Programme auch auf Mittelwelle auszustrahlen.

Daß die Telekom ihr Angebot so drücken kann, muß den Radio Bremen-Intendanten eher mißtrauisch machen: einmal das Monopol hergestellt, kann der Preis dann auch wieder hochgehen. Auf die Mittelwellen-Sender, die die Telekom nicht von Walle aus abstrahlen kann und die insofern ein technisches und finanzielles Problem darstellen, will Kostermeier aber auf keinen Fall verzichten: „Es wird derzeit an der digitalen Modulation auf der Mittelwelle gearbeitet.“ Das heißt: Derzeit wären die Gelder für die Mittelwelle rausgeschmissen, wenn in ein paar Jahren aber der digitale Hörfunk doch über Mittelwelle kommt, dann hat vorgesorgt, wer seine Mittelwellen-Frequenzen besetzt gehalten hat.

Aber auch mit Mittelwelle liegt das neue Telekom-Angebot unter den Kosten für neue Sendeanlagen. Gleichwohl interessiert es den Intendanten nicht: Ein neues Telekom-Angebot? Klostermeier: „Ich habe keine Ahnung.“ Adressiert ist das Telekom-Angebot an den Umweltsenator, der ein großes Interesse daran hat, den Konflikt mit dem Naturschutz in den Wümmewiesen zu vermeiden. Klostermeier hat den Telekom-Brief nach eigenen Angaben nicht gesehen. Er ist auch nicht gespannt darauf: „Für mich ist die Sache abgeschlossen. Wir haben kein neues Angebot erbeten.“ K.W.

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