Neuer Prozess um Bankenskandal: Alter Mann, ganz müde
Der zweite Prozess gegen Klaus Landowsky un Co. wird gleich zu Beginn zum mühsamen juristischen Tauziehen.
Die Tränensäcke im Gesicht von Klaus-Rüdiger Landowsky hängen noch tiefer, die Mundwinkel zeigen weit nach unten an diesem Montagvormittag im Landgericht, und auch sein Blick ist meist auf den Boden gerichtet: Es ist ein trister Anblick des Symbols für den Bankenskandal, ein Sinnbild für den gesamten letzten Prozess um verschwundene Millionen und den Berliner Filz. Der erste Verfahrenstag am Montag lässt auf einen mühsamen Verlauf schließen, ein ständiges Kräftemessen zwischen Staatsanwälten und Verteidigern.
Der Ex-CDU-Fraktionschef Landowsky und elf weitere ehemalige Manager der Berliner Bankgesellschaft stehen im Saal 700 des Landgerichts vor den Richtern, um sich wegen schwerer Untreue zu verantworten. Dabei geht es um Immobilienfonds der damaligen Bankgesellschaft, die den Anlegern große Steuervorteile versprachen und gleichzeitig hohe Renditen für 25 Jahre garantierten, die sogenannten Rundum-sorglos-Fonds. Durch die Machenschaften der Manager soll der Bank und damit auch dem Land ein Schaden von mehr als 58 Millionen Euro entstanden sein.
Noch bevor indes die Anklage verlesen werden kann, ist am Montag schon wieder Schluss. Zehn der zwölf Angeklagten und ihre Verteidiger lehnen die Richter ab und bringen entsprechende Anträge ein. Die drei Richter unter Vorsitz von Claudia Wolter seien befangen, weil sie in einem Beschluss zu einem anderen Verfahren erklärt hätten, die Manager der Bankgesellschaft "verhielten sich wie Spieler, die mit immer höheren Einsätzen auf eine optimistische Entwicklung des Immobilienmarktes wetteten". Es sei fraglich, ob das Verhalten der Richter nun als objektiv gewertet werden könne - sie hätten sich offenbar schon eine Meinung gebildet, so die Verteidiger in nahezu identischen Anträgen, die sie mehr als eine Stunde lang vortragen. Staatsanwalt Stefan Trimpert kontert, der vor einem Jahr formulierte Beschluss sei nicht öffentlich gewesen; deswegen könne er nicht als Beleg für Befangenheit dienen. Der Prozess wird bis Montag unterbrochen.
Sollten sich neue Richter in die Aktenlage einarbeiten müssen, dürfte das den Prozess um Monate verzögern. Der Fall ist hoch kompliziert, die Vorbereitung dauerte drei Jahre. Der Bankenskandal gilt als eine der krassesten Fälle von Strippenzieherei und Missmanagement im vereinten Deutschland. In seiner Folge platzte die große Koalition in Berlin, Landowsky verlor alle politischen Ämter. Der 66-Jährige war bereits vor zwei Jahren - in einem ebenfalls zähen Prozess - zu einer Bewährungsstrafe von 16 Monaten verurteilt worden. Damals ging es um Untreue bei der Vergabe von Millionenkrediten an den Immobilienkonzern Aubis.
Inzwischen hat das Interesse am ehemaligen "Paten" Berlins und seinen ebenfalls ergrauten Kompagnons erheblich nachgelassen: Nur gut zehn Zuschauer verfolgten den Prozessauftakt im Saal. KRISTINA PEZZEI
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