Neuer Präsident in Ghana: Mit kühnen Versprechen zum Wahlsieg
In Ghana wird der 65-jährige Professor John Evans Atta Mills neuer Präsident. Er setzte in seiner Wahlkampagne auf die wachsende Unzufriedenheit der Wähler.
LAGOS taz Eine Haltung hat der Opposition in Ghana zum Sieg verholfen: die Arroganz der Regierenden. Viele Ghanaer haben der amtierenden Regierung einen Denkzettel verpasst und dem Kandidaten der Opposition somit zum Sieg verholfen. John Evans Atta Mills hat in seinem 65. Lebensjahr den Sprung ins Präsidentenamt geschafft. Geschlagen geben muss sich Nana Akufo-Addo, obgleich er den vermeintlichen Vorteil hatte, der Kandidat der Regierungspartei zu sein.
John Evans Atta Mills hat seine Wahlkampagne auf die wachsende Unzufriedenheit in weiten Kreisen der ghanaischen Gesellschaft gebaut. "Ein besseres Leben für alle - nicht für wenige!", hieß einer seiner erfolgreichsten Wahlkampfslogans. Und dieser zog. Die gut zwölf Millionen ghanaischen Wähler stutzten der Regierungspartei schon beim ersten Urnengang am 10. Dezember in den ebenfalls abgehaltenen Parlamentswahlen die Flügel. Die Partei von Mills gewann 114 Sitze, sieben mehr als die Regierungspartei. Dabei verloren viele der einflussreichsten Funktionäre der Regierungspartei ihre Wahlkreise.
Die Wahl von Mills ist wohl eher mit der Enttäuschung der Wähler über die amtierende Regierung zu erklären als mit neu entdeckten Qualitäten des Wahlsiegers. Denn es ist bereits das dritte Mal, dass Mills sich zur Wahl stellte. Er wurde in Tarkwa, im Westen des Landes, geboren, dem Zentrum der ghanaischen Minenindustrie. Vor allem Gold wird hier gewonnen. Mills verbrachte 30 Jahre an der Universität. Er hat einen Doktortitel der bekannten School of Oriental and African Studies in London und besuchte als Fulbright-Stipendiat die angesehene Juraschule in Stanford. In seiner Zeit als Professor an der Universität Legon in Accra machte er sich mit Schriften zum Steuerrecht einen Namen. Ghanaern aber ist Mills eher durch einen anderen Umstand bekannt. Er gilt als enger Vertrauter und Vizepräsident des charismatischen Führers Jerry Rawlings. Der Ex-Flieger-Leutnant, der zuerst mittels eines Staatsstreichs an die Macht kam, gilt noch immer als graue Eminenz der Partei und hatte Mills als seinen Nachfolger auserkoren. Mills, in der Rawlingsära einmal Vizepräsident, könnte nun sehr wohl zur Politik des einstigen starken Mannes zurückkehren. Es war die Rawlings-Regierung, die dem Land ein Entschuldungsprogramm der internationalen Gemeinschaft auferlegte. Damals empfanden es viele Ghanaer als beschämend, offiziell als hochverschuldetes, armes Land bezeichnet zu werden. Aber zusehends stabilisierte sich die Wirtschaft. Darauf hoffen die Ghanaer wohl erneut.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen