: Neuer Nazi-Terror?
■ Militante Neofaschisten planen für Samstag Großaufmarsch in Rendsburg
Unter dem Motto „linksextremistische Strukturen bekämpfen“ wollen sich militante Neofaschisten der „Vereinigten Rechten Norddeutschlands“ am Samstag zu einer Kundgebung im schleswig-holsteinischen Rendsburg versammeln. Die Kieler Polizei bestätigte die Demo-Anmeldung mit 500 Teilnehmern durch den FAP-Kader Andre Goertz. Ein Sprecher: „Die Polizei ist auf alles eingerichtet“.
Ziel des Aufmarsches (15 Uhr) ist zunächst das Autonome Zentrum „T-Stube“ am Paradeplatz, das die militanten Neofaschisten der Roten Flora in Hamburg gleichsetzen, auf die sie vor ein paar Wochen einen Brandanschlag verübt haben. O-Ton: „An diesen Orten werden zahlreiche Straftaten geplant, von dort aus läuft die Koordination der antifaschistischen Schlägerbanden.“
Die „Vereinigte Rechte“ ist ein Versuch des Zusammenschlusses von Freiheitlicher Arbeiterpartei (FAP), Nationaler Liste (NL), Junge Nationaldemokraten, Deutsche Liga, Wiking Jugend, Anti-Antifa, und Kamaradschaften. Für sie gilt die T-Stube ein wichtiges Kommunikationszentrum der Linken zur Rekrutierung „irregleiteter Jugendlicher, die mit Klassenkampf und Anarchieparolen zum Haß auf die Gesellschaft und das Vaterland verhetzt werden.“
Nach Angaben des „Nationalen Telefons“ in Halstenbek sowie Flugblättern wollen die Neonazis jedoch das Zentrum an diesem Tag nicht angreifen („Waffen jeglicher Art haben auf dieser Demonstration nichts zu suchen“), sondern „einen Marsch durch die Stadt“ unternehmen, um die Wahlkampfkundgebung des SPD-Kanzlerkandiaten Rudolf Scharping zu stören.
Die Stadt Rendsburg hat den Neonazi-Aufmarsch gestern verboten. Dennoch ist davon auszugehen, daß die Rechten versuchen werden, sich in Rendsburg zu versammeln. Die Neofaschisten begreifen den Aufmarsch als einen „Auftakt“, „linksextremistische Brutstätten“ und „Treffpunkte“ sowie „Wohnhäuser von Drahtziehern des Antifaschistischen Terrors“ in Norddeutschland“ aufzusuchen. Die Polizei: „Wir werden genügend Kräfte vor Ort bereithalten, um das Verbot durchzusetzen.“ Peter Müller
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