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Neuer Kruzifix-Krach

■ FDP wirft CSU „Fundamentalismus“ vor. Muslime: Kreuze provozieren nicht

Bonn (dpa/taz) – Der Streit um das Kruzifix-Urteil belastet das Klima zwischen FDP und der Unionsfraktion in Bonn. Die FDP warf dem rechtspolitischen Sprecher der Unionsfraktion, Norbert Geis (CSU), und dem bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber gestern „Fundamentalismus“ vor. FDP-Chef Wolfgang Gerhardt forderte Respekt vor dem Karlsruher Urteil, das er als verfassungskonform bezeichnete. „Ich glaube, im ausgehenden 20.Jahrhundert müßte die Bereitschaft da sein, die weltanschauliche Neutralität des Staates zu respektieren.“ Geis hatte den Entscheid der Karlsruher Richter zuvor als „Verstoß gegen die Verfassung“ gewertet.

Als „höchst bedenklich“ bezeichnete der frühere Präsident des Oberlandesgerichts Braunschweig, Rudolf Wassermann, das geplante bayerische Kruzifix-Gesetz, mit dem auch künftig das Kreuz in Klassenzimmern gesichert werden soll. „Man fragt sich, wohin diese Bundesrepublik kommt, wenn dieser selektive Rechtsgehorsam üblich wird“, so Wassermann.

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslims, Nadeem Elyas, hatte gestern gegenüber epd erklärt, die Schüler müßten selbst entscheiden dürfen, ob sie ein Kruzifix, ein Bild von Mekka oder gar keine Symbole im Klassenzimmer anbringen wollten. Die meisten Muslime in Deutschland empfänden Kreuze nicht als Provokation.

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