Neuer Atommeiler in Großbritannien: Nicht ohne staatliche Hilfen

Der Bau neuer Atomkraftwerke sei derzeit unrentabel, so eine RWE-Studie. Die Forderung von RWE: Atomstrom solle genauso gefördert werden wie erneuerbare Energien.

Ohne Staatskohle keine neuen Atommeiler. Bild: dpa

Umweltschützer haben schon lange damit argumentiert: Der Bau neuer Atomkraftwerke lohnt sich wirtschaftlich nur, wenn der Staat den Betreibern unter die Arme greift. Bestätigt wird dies nun auch durch eine Studie der Unternehmensberatungsfirma KPMG im Auftrag des Energiekonzerns RWE, der in Großbritannien zusammen mit Eon einen neuen Reaktor bauen will.

Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass der Bau neuer Atomkraftwerke momentan unrentabel sei. "Positive Investitionsentscheidungen im Maße der benötigten neuen Atomkraftwerksgeneration werden unter den derzeitigen Rahmenbedingungen wahrscheinlich nicht erreicht", schreiben die Autoren. Dabei profitierten mögliche Investoren sogar von dem Preis für CO2-Zertifikate, den ein Betreiber fossiler Kraftwerke, also die Konkurrenz, zahlen muss. Die britische Regierung plant hier einen Minimalpreis festzusetzen, der greift, sobald die Verschmutzungsrechte auf dem europäischen Emissionshandelsmarkt zu billig werden. Atomkraftwerke würden davon genauso profitieren wie Wind- oder Solaranlagen.

Allerdings würde dieser Wettbewerbsvorteil gegenüber Kohle- und Gaskraftwerken nicht ausreichen für Millioneninvestitionen in neue Reaktoren, heißt es in der Studie. Gleichzeitig sei Atomenergie aber die günstigste Art, Kohlendioxidemissionen einzusparen - Windräder auf dem Meer seien dafür mehr als doppelt so teuer.

Deshalb, so die Autoren, müsse ein "einheitlicher Markt" geschaffen werden für sämtliche Energieformen mit geringem Treibhausgasausstoß. Atomkraft solle vom Staat gefördert werden wie erneuerbare Energien. Die Studie empfiehlt eine Einspeisevergütung für Niedrig-CO2-Strom. Da diese schwanken soll, könnte das aber dazu führen, dass "das gewünschte Level an Investitionen in Erneuerbare nicht erreicht wird".

Bei RWE betont man hingegen, dass neue Regelungen nicht "zu Lasten der Windenergie" gehen sollten; die Energieträger sollte man aber gleich behandeln, so ein Sprecher. Am Atomkraftwerk halte man fest. "Seit längerem sind wir im Gespräch mit der Regierung. Wir setzen auf eine konstruktive Lösung."

Bei Umweltschützern stößt der RWE-Vorschlag auf scharfe Kritik. Man könne die Technologien "in den Umweltauswirkungen nicht miteinander vergleichen", sagt Heinz Smital von Greenpeace. Neue Atomkraftwerke seien niemals rentabel, wenn die Investoren die Risiken tragen müssten. "Erst wenn keine volle Haftpflichtversicherung für Schäden gezahlt werden muss und erst wenn jemand anders den Atommüll nimmt - erst dann kann Atomkraft sich rechnen."

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