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Neue Wege der Behindertenarbeit

betr: „Die Wunderkinder von Pawlowsk“, taz.mag vom 14. 4. 01

Vielen Dank für diesen beeindruckenden und ausgezeichneten Artikel.

Ich habe 95/96 selber einen Friedensdienst in Moskau geleistet und dort im Kinderheim Nr. 30 ähnliche Zustände erlebt. Die Situation (vor allem geistig) behinderter Menschen in Russland ist wirklich schrecklich, aber, wie der Artikel ja zeigt, hier und dort bewegt sich etwas. Zu der katastrophalen finanziellen Situation von Behindertenheimen kommt noch hinzu, dass das Wissen über geistige Behinderung in der Bevölkerung sehr gering ist. Es gilt als Stigma, ein geistig behindertes Kind geboren zu haben, und schon in der Klinik raten viele Ärzte den Müttern, ihr behindertes Kind in ein Heim abzugeben. Da die staatliche Unterstützung für ein behindertes Kind minimal bzw. gar nicht zu bekommen ist und es auch kaum Therapie- und Betreuungseinrichtungen gibt, ist es das Schicksal der meisten behinderten Kinder, in geschlossenen Heimen dahin zu vegetieren. Dazu kommt die unsägliche Praxis, die Kinder vom Säuglings- ins Kinder- und dann ins Erwachsenenheim zu verschieben. Dass dies nur wenige Kinder lange überleben, ist nicht verwunderlich. Doch es gibt immer mehr junge Einrichtungen, die versuchen behinderte Kinder nicht nur zu verwahren, sondern zu therapieren. Diese bekommen in der Regel jedoch keine staatliche Unterstützung und sind so sehr stark auf (ausländische) Förderung angewiesen. Ich kenne in Moskau mehrere solche Organisationen, die neue Wege der Behindertenarbeit beschreiten. [...] JOACHIM RANG, Witten

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