Neue Wahl-Umfrage für Bundestag: Grüne erstmals gleich auf mit SPD
Beide Parteien kommen in einer Forsa-Umfrage auf je 24 Prozent. Zusammen hätten sie die Mehrheit. Schwarz-Gelb kommt nur auf 34 Prozent. Die Grünen profitierten von der Akw-Laufzeit-Debatte.
HAMBURG dpa | Erstmals seit ihrer Gründung haben die Grünen die SPD in einer Umfrage eingeholt. Wenn jetzt gewählt würde, könnten beide Parteien zusammen sogar auf eine absolute Mehrheit im Bundestag hoffen. Die CDU/CSU fiele dagegen unter 30 Prozent. Das ergab der vom Institut Forsa ermittelte stern-RTL-Wahltrend am Mittwoch.
Grüne und SPD liegen der Umfrage zufolge mit je 24 Prozent Kopf an Kopf. Während die SPD stagniert, legen die Grünen im Vergleich zur Vorwoche um zwei Prozentpunkte zu. Die Union fällt um einen Punkt auf 29 Prozent. Gemeinsam mit ihrem Koalitionspartner FDP käme sie nur noch auf 34 Prozent und hätte keine Chance, ihre Regierungsmehrheit zu verteidigen.
Noch dramatischer ist der Rückstand der Regierung, wenn man die dritte Oppositionspartei Die Linke einbezieht: Rot-Rot-Grün liegt danach mit 58 Prozent um 24 Prozentpunkte vor dem Regierungslager.
Die Grünen bekommen in der Umfrage mehr als doppelt so viel Zustimmung wie bei der Bundestagswahl vor einem Jahr (10,7 Prozent). Die SPD kann sich kaum von ihrem niedrigen Wahlniveau von 23 Prozent lösen. Für die Linke bedeuten ihre 10 Prozent in der Umfrage sogar einen Verlust von rund zwei Prozentpunkten gegenüber 2009 (11,9 Prozent).
Schwarz-Gelb hat Vertrauen verspielt
Die Regierungsparteien haben das Vertrauen vieler ihrer Wähler verspielt. Die Union liegt fast 5 Punkte unter ihrem mageren Resultat von 33,8 Prozent vor einem Jahr. Die FDP hat sogar rund zwei Drittel ihrer Wähler von 2009 verloren, als sie ihr Rekordergebnis von 14,6 Prozent erreichte. Sie kommt die dritte Woche in Folge auf nur noch fünf Prozent. Immerhin jeder zwölfte Wähler würde heute für eine Partei stimmen, die gar nicht im Bundestag vertreten ist.
Forsa-Chef Manfred Güllner sagte dem stern, SPD-Chef Sigmar Gabriel würde mit seinem strikten Anti-Atom-Kurs Wähler zu den Grünen zu treiben. Viele atomkritische SPD-Anhänger gingen "gleich zum Original". Die "wirklichen Probleme" seien für die SPD-Wähler Armut, Renten und Arbeitsplätze, Bildungspolitik, Staatsverschuldung und die Ausländerfrage. "Das alles ist auch den zehn Millionen Wählern, die seit 1998 von der SPD abwandert sind, viel wichtiger als die Kernenergie."
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