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■ Neue Verkehrsdienstleistung auf dem PrüfstandDer allmähliche Abschied vom Fetisch Auto

Das Modellprojekt Cash/Car verbindet die individuelle Verfügbarkeit eines Autos mit seiner gemeinschaftlichen Nutzung – der Königsweg zur Lösung aller Verkehrsprobleme ist es sicher nicht. Dennoch: Wenn sich dieses neue Prinzip des Autoteilens in der Praxis bewährt, ist ein großer Schritt in Richtung eines öffentlichen Privatverkehrsmittels getan. Erstmals wäre eine soziale Praxis eingeführt, bei der ein Wechsel des Verkehrsmittels automatisch eingebaut ist. Damit kann Cash/ Car das Kernelement einer völlig neuen Verkehrsdienstleistung darstellen. Aus diesem Grunde hat sich StattAuto mit der Audi AG sowie dem Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) zu einem Projektteam zusammengeschlossen. Mit der Deutschen Bahn AG wird noch über eine Partnerschaft verhandelt. Ziel dieses Zusammenschlusses ist die Definition eines neuen Verkehrsdienstleisters, der praktische und emotionale Bedürfnisse an Mobilität aus einer Hand anbietet. Die Choice AG, der unternehmerischen Kern der CarSharing-Organisationen, würde mit den alten Verkehrsmittelbetreibern über Leistungen und Teilnahmebedingungen verhandeln.

Der Versuch ist nicht ohne Risiko: Den Kunden würde über die monatliche Leasing-Gebühr, die alle fixen Nebenkosten erfaßt, die wahren Kosten der Automobilnutzung demonstriert. Eine monatliche Rechnung über mehrere hundert Mark könnte abschrecken. Außerdem muß natürlich befürchtet werden, daß die zeitweise Rückgabe des Fahrzeuges bei Kunden unvermutete Standards an Sauberkeit und Ordnungsliebe mobilisieren. Läßt es sich nicht durchsetzen, daß sie ihr Auto in einem ordentlichen Zustand zurückbekommen, könnte das durchaus ihre Begeisterung für das Verleihen erheblich einschränken.

Schließlich sind auch unbeabsichtigte Nebenwirkungen einzukalkulieren. So könnte das Angebot von Cash/Car Haushalte, die aufgrund ökologischer Bedenken den Erwerb eines Zweitfahrzeuges bislang ausschließen, zum Einstieg in die automobile Zweitverwertung geradezu motivieren. Der „Entzugs-Effekt“ würde somit konterkariert.

StattAuto hat sich aus diesen Gründen mit den beteiligten Partnern für eine Testphase entschieden, in der das Prinzip auf seine Funktionstauglichkeit und wirtschaftliche Tragfähigkeit unter die Lupe genommen wird, damit später nichts mehr schiefgehen kann. Andreas Knie

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