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Neue UmweltzonenDieselstinker müssen draußen bleiben

Am Mittwoch treten neue Umweltzonen in Kraft - unter anderem in Frankfurt/Main, in München und im Ruhrgebiet. Sie sollen die Feinstaubbelastung senken.

In Frankfurt am Main werden die Autofahrer schon seit längerem daran erinnert, dass sie sich eine Plakette besorgen müssen. Bild: dpa

BERLIN taz Besonders umweltschädliche Fahrzeuge dürfen ab diesem Mittwoch nicht mehr in zentrale Gebiete mehrerer deutscher Städte fahren - unter anderem in München, Frankfurt/Main sowie mehreren Ruhrgebietsstädten. Hier werden Umweltzonen eingerichtet, wie es sie etwa in Berlin, Köln und Hannover schon gibt. Ziel dieser Zonen ist es, die Belastung durch gesundheitsschädlichen Feinstaub zu reduzieren, der größtenteils vom Fahrzeugverkehr verursacht wird - entweder als Emission von Dieselfahrzeugen oder als aufgewirbelter Abrieb von Bremsen, Reifen und Straßenbelag.

Umweltzonen

Ab 1. Oktober werden bundesweit neue Umweltzonen eingerichtet - und zwar in Frankfurt/Main, in München sowie in den Ruhrgebietsstädten Bochum, Bottrop, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Herne, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen und Recklinghausen. Umweltzonen gibt es bereits in Berlin, Hannover, Köln und Dortmund. In Dortmund wird nun die bestehende Mini-Zone ausgeweitet. Auch in mehreren Städten in Baden-Württemberg gibt es bereits Umweltzonen: in Leonberg, Ilsfeld, Ludwigsburg, Mannheim, Pleidelsheim, Reutlingen, Schwäbisch Gmünd, Tübingen und Stuttgart. Ab 2009 sind Umweltzonen geplant in Heilbronn, Karlsruhe, Pforzheim, Ulm und Herrenberg in Baden-Württemberg; in Augsburg und Neu-Ulm in Bayern; in Bremen sowie in Wuppertal und Düsseldorf, wobei Düsseldorf einer Anordnung der Bezirksregierung zuvorkommen will. 2010 richten Freiburg, Heidelberg und Mühlacker in Baden-Württemberg Zonen ein.

Ältere Fahrzeuge, die keine grüne, gelbe oder rote Umweltplakette bekommen haben, dürfen die Umweltzonen nicht mehr befahren. Wer dagegen verstößt, muss mit einer Geldbuße von 40 Euro sowie einem Punkt in der Flensburger Verkehrssünderkartei rechnen. Die Farbe der Plaketten weist das Ausmaß der Feinstaubemission aus - grün ist am wenigsten schädlich, gelb und rot mehr schädlich, keine Plakette ist am schädlichsten.

Bei der Bekämpfung von Dieselstinkern haben Berlin und Hannover eine Vorreiterrolle inne: Ab 2010 dürfen in beiden Städten nur noch Fahrzeuge mit grüner Plakette in die Umweltzone fahren. In Berlin fallen dann auch viele Gründe für Ausnahmegenehmigungen weg, mit denen etwa Gewerbetreibende ihre Rußschleudern schützen.

Während die Autolobby die neuen Umweltzonen als unwirksam und bürokratisch ablehnt, werden sie vom alternativen Verkehrsclub Deutschland (VCD) begrüßt. "Das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu sauberer Luft für alle", so VCD-Bundesvorstand Hermann-Josef Vogt. Allerdings bleiben die Umweltzonen in Nordrhein-Westfalen aus VCD-Sicht hinter dem Machbaren zurück. "Leider ist es nicht gelungen, sich auf eine große Umweltzone für das gesamte Ruhrgebiet zu einigen", so VCD-Verkehrsexperte Heiko Balsmeyer. Dies müsse 2010 nach Überprüfung der bisherigen Maßnahmen angegangen werden.

Druck zur Eindämmung des Feinstaubproblems kommt auch von der EU-Kommission in Brüssel. Im Juni trat eine Richtlinie in Kraft, mit der die Luftqualität in Bezug auf Feinstaub bis 2020 deutlich verbessert werden soll. Bis Dienstag mussten die meisten EU-Staaten Brüssel melden, welche Schritte sie dafür unternehmen wollen. Ein entsprechender Maßnahmekatalog sei weitergeleitet worden, sagte ein Sprecher des Bundesumweltministeriums. Details wollte er nicht nennen. Diese müsse die EU nun prüfen.

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6 Kommentare

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  • BW
    bernhard wagner

    Es sollten allgemein in Städten mehr emissionsarme ÖPNV Fahrzeuge fahren und weniger andere. Bzgl. Privat-Pkw sollten die Leute lieber Twike oder so etwas fahren, statt große, schwere Fahrzeuge. Durch verschiedene Windradtypen, auch kleinere an Gebäuden montierbare, sowie größere als Turmbrücken über (Stadt-)Autobahnen etc. könnte auch mehr umweltfreundliche Elektrizität erzeugt werden, womit auch mehr Elektrofahrzeuge aufgeladen werden könnten (dazu mehr Solaranlagen auf Dächer - sowohl PV (aber bitte keine Cadmium...Zellen), als auch thermische).

     

    Unten in einem anderen Kommentar erwähnte Strömunsturbinen könnten übrigens auch gleich an die Sockel von offshore Windrädern angebracht werden, wodurch z.B. die regelmäßg nötige Wartung viel einfach wäre, als wenn sie am Meeresgrund installiert würden, zumal auch Elektrofahrzeuge möglichst mit Strom aus EE fahren sollten, der aber bisher noch zu wenig erzeugt wird.

  • K
    Karl

    Warum fragt eigentlich schon wieder niemand nach der Wirksamkeit der eingführten Maßnahme?

     

    Ist den alles wo "umweltfreundlich" draufsteht Kraft des Zauberwortes auch wirklich nützlich und hinreichend wirksam?

     

    Wie sieht denn so ein lokales Feinstaubspektrum aus?

     

    Wird der Effekt der Umweltzonen eigentlich auch, wissenschaftlich haltbar, durch Messungen geprüft oder handelt es sich nur um Geldmacherei?

     

    Karl

  • BW
    bernhard wagner

    Ja, Welehamm, die Plakette ist viel zu leicht zu bekommen. Ich finde davon abgesehen hat Bark Wind ziemlich recht, zudem sollte nicht vergessen werden, die Technologie für Strömungsturbinen am Meeresgrund zu verbessern und spätestens ab 2010 mit einem umfangreichen Istallation in allen Meeren damit zu beginnen.

     

    Diese Strömungsturbinen sollten übrigens zum Schutz von Meerestieren mit Umhüllung mit sehr feinen Netzkonstruktionen konstruiert werden.

  • W
    Welehamm

    Das mit der Plakette ist reine Geldmacherei. Die neuen Autos haben alle "grün". Weshalb brauche ich dann mit einem Neuwagen diesen schwachsinnigen Aufkleber? Das ist ein Gessler-Hut! Hier wird mal wieder getestet, was der Michel so alles mit sich machen läßt.

  • BW
    Bark Wind

    hej emil, also TWIKE oder CityEl oder andere "Null-Emissionsfahrzeuge" würde ich als "privat"- bzw. "individual"-Kfz ebenfalls zulassen, zumindest wenn sie mit sog. sauberem Ökostrom aufgeladen werden.

     

    Dafür sollte die EU einen Deal auch mit Osteuropa für einen massiv beschleunigten Ausbau von Solar- Wind- und Geothermie-Kraftwerken schließen, damit genügend solcher Strom lieferbar ist,

     

    z. B. für thermo-solare lichtbündelnde Turmkraftwerke, wie sie gerade auf der Plataforma Solar in Andalusien erprobt werden, z. B. in Süd-Bulgarien & Griechenland, auch in Asien (Türkei, Israel) und Afrika (Ägypten, Tunesien ...), inklusive Speichertechnologie wie sie Ausra oder Solel u.a. mittlerweile entwickelt haben. Windkraft in ganz Osteuropa auszubauen wäre außerdem viel billiger, als es nur im Westen zu tun.

  • E
    emil

    ich wäre dafür mit verschiedenen maßnahmen zu erreichen, dass innenstädte bis 2015 im vgl. zu heute von 50% weniger kfz belastet sind - mit ausnahme "öffentlicher" fahrzeuge, auch viele neue elektro- oder e-hybrid-busse - und bis 2020 mindestens 75% weniger als heute.

     

    zugleich sollten die erneuerbaren energien stark ausgebaut werden, solar- und windkraft-anlagen etc., auf gebäuden u.s.w., damit die elektrobusse auch tatsächlich klimafreundlich sind (für die luft direkt in der stadt wären sie natürlich auf jeden fall 'sauberer').

     

    auf jeden fall sollten aber ruß und andere schadstoffe stärker sanktioniert werden, lärm ebenfalls, und davon direkt die neuen elektrobusse, solaranlagen etc. subventioniert werden.