Neue "Stromberg"-Folgen: Der schlimmste Chef der Welt
Frischzellenkur für "Stromberg": In der vierten Staffel wird der Versicherungsmann aufs Dorf strafversetzt – für die Serie erfreulicher als für ihn (Dienstag, 22.15 Uhr, ProSieben).
Irgendwann musste es ja so kommen. Weil Bernd Stromberg in der ersten Folge der vierten Staffel den Kantinenkoch der Capitol-Versicherung als "Küchen-Bin-Laden" beschimpft, findet sich der stellvertretende Leiter der Schadensregulierung in der zweiten Folge im trostlosen Finsdorf wieder, "ein bisschen außerhalb", wie Abteilungsleiter Becker (Lars Gärtner) euphemistisch erklärt. Typisch Stromberg: Mit "Witzen" auf Kosten des Kochs wollte er sich bei Verwaltungsdirektor Wehmeyer (Simon Licht) für die Beförderung zum Gesamtleiter der Abteilung Schadensregulierung empfehlen und erreicht das glatte Gegenteil, eine Degradierung und das Versprechen Beckers, nie wieder in der Zentrale Fuß zu fassen. Da muss selbst Stromberg kurz schlucken, doch schon bald hat er seinen unerklärlichen, unkaputtbaren Grundoptimismus wieder: "Sieht aus wie ein Sargdeckel, könnte aber auch ein Sprungbrett sein."
Strombergs Strafversetzung in die Pampa ist zunächst aber vor allem mal eins: eine Frischzellenkur für die nach 26 Folgen doch etwas festgefahrene Serie: Dass Ulf (Oliver Wnuk) und Tanja (Diana Staehly), das Abteilungspärchen, überhaupt noch zusammen sind, erscheint einem angesichts der Zofffrequenz mittlerweile eher unglaubwürdig, und die fortgeschrittene Depression von Abteilungsdödel Ernie (Bjarne Mädel) wäre nur noch durch Selbstmord steigerbar - was er auch in der ersten Folge prompt versucht. Drehbuchautor Ralf Husmann tut gut daran, der Schicksalsgemeinschaft Großraumbüro mal eine Pause zu geben - bleibt zu hoffen, dass er sich in der neuen Staffel noch mehr von ihr verabschiedet als in der zweiten, noch zwischen den Schauplätzen hin und her springenden Folge.
Die Umstellung für den Versicherungsmann Stromberg, in Finsdorf neue, unvorbelastete Kollegen vorzufinden sowie direkten Kundenkontakt zu haben, ist für Drehbuchautor Husmann und Darsteller Christoph Maria Herbst eine gleichermaßen dankbare neue Konstellation. Denn die Strafversetzung entzieht auch die Figur Stromberg dem Zwang, bei ihren Entgleisungen und Peinlichkeiten immer noch eins draufsetzen zu müssen - was ja eigentlich schon längst unmöglich ist, wo doch jede Folge mindestens eine Handvoll Kündigungsgründe enthält. Dass Husmann und Herbst nun noch mal ganz von vorn anfangen können, wird das tragikomische Potenzial von "Stromberg" wiederbeleben. Man darf also gespannt darauf sein, wie sich das Verhältnis zu den neuen Kollegen Achim Dörfler (Kai Malina) und Magdalena Prellwitz (Ramona Kunze-Libnow) entwickelt, von denen man nach zwei Folgen kaum mehr weiß, als dass er in der Freiwilligen Feuerwehr ist und sie gern Wurstsalat macht.
"Hier kommt jetzt mal ein bisschen Zug in die Bude", droht der neue Chef. "Diese, ich sage mal, polnische Arbeitsmoral, damit ist Feierabend." Dass Stromberg zum ersten Mal in seinem Leben mit gutem Beispiel vorangeht, darf bezweifelt werden.
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