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Neue Runde im indischen Bofors-Skandal

■ Veröffentlichungen der indischen Tageszeitung 'The Hindu‘ zwingen die Regierung Gandhi zu einer neuen Untersuchung Nachweis von Kommissions-Zahlungen noch nach 1985 / Die indische Opposition fordert eine Sondersitzung des Parlaments

Neu Delhi (dpa) - Indiens Regierung hat am Mittwoch eine polizeiliche Untersuchung angeordnet, weil der schwedische Waffenhersteller Bofors im Zusammenhang mit einem Waffengeschäft mit der indischen Regierung gegen bilaterale vertragliche Vereinbarungen verstoßen haben soll. Die Regierung reagierte damit auf einen Bericht der renommierten indischen Tageszeitung 'The Hindu‘, die am Mittwoch eine Reihe von Dokumenten veröffentlicht hatte, nach denen Bofors im Zusammenhang mit dem riesigen Rüstungsgeschäft mit Indien unerlaubte Geschäftspraktiken angewandt haben soll. Ein Regierungssprecher erklärte am Abend, die Kriminalpolizei und die Abteilung für Wirtschaftskriminalität seien beauftragt worden, die veröffentlichten Dokumente zu überprüfen.

Im Mittelpunkt steht ein Vertrag über 400 Feldhaubitzen im Wert von 17 Mrd. Rupien (2,2 Mrd. Mark) für Indien, um den sich jahrelang Waffenhersteller aus Österreich, Frankreich, den USA sowie aus Großbritannien, der BRD und Italien bemühten. Der Bericht des 'Hindu‘ und die Dokumente weisen nach, daß Bofors trotz eines klaren Verbots von Premierminister Rajiv Gandhi aus dem Jahr 1985 noch 1986 einen indischen Unterhändler für die Vermittlung des Vertrags beschäftigte und „Kommissionen“ zahlte, die bei mindestens 500 Mio. Rupien (65 Mio. Mark) liegen sollen.

Angesichts der Enthüllungen des Blattes, dessen gesamte Auflage blitzschnell ausverkauft war, forderte die oppositionelle „Indische Volkspartei“ (BJP) eine sofortige Sondersitzung des Parlaments. Eine Stellungnahme der Regierung blieb zunächst aus. Die Opposition wirft Premierminister Rajiv Gandhi seit April 1987 vor, die Aufklärung des „Bofors-Skandals“ zu untergraben.

Die Kommissionszahlungen sollen dem Bericht zufolge auf Geheimkonten mehrerer Tarn-Firmen in der Schweiz überwiesen worden sein. Bofors hatte in den vergangenen Monaten solche Kommissions-Zahlungen stets bestritten. Ein Untersuchungsausschuß der indischen Regierung fand im Frühjahr dieses Jahres angeblich kein verwertbares Belastungsmaterial gegen Bofors oder die Regierung in Neu Delhi.

Gegen vier Bofors-Direktoren war am Montag in Karlstad wegen verbotener Waffengeschäfte Anklage erhoben worden. Die Staatsanwaltschaft sah als erwiesen an, daß sie 1979 und 1980 durch die Vorbereitung einer Lieferung von etwa 300 Feldhaubitzen nach Dubai und Bahrain schwedische Gesetze umgangen hätten.

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