Neue Repression in Birma: "Wir wollen die Junta nicht"
In Birma sind mehr als 250 Mönche und Nonnen verhaftet worden, einigen gelang die Flucht nach Thailand oder Indien. Zahlreiche Klöster wurden inzwischen geschlossen.
"Ich werde die ganze Zeit beobachtet, weil man mich für einen Organisator hält. Zwischen 12 Uhr mittags und 14 Uhr darf ich das Kloster verlassen. Aber ich werde überwacht. Angst habe ich nicht, nicht um mich. Ich werde wieder auf die Straße gehen, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Wir wollen die Junta nicht."
So schildert ein buddhistischer Mönch aus Birma den Druck, unter dem er und seine Glaubensbrüder stehen. Er ist einer von etlichen, die in einem am Dienstag von der US-Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) veröffentlichten Bericht zu Wort kommen. Zwei Jahre nach den von Mönchen angeführten Massenprotesten werden diese weiter massiv bedroht, verfolgt oder verhaftet. Derzeit sitzen laut HRW mehr als 250 Mönche und Nonnen hinter Gittern. Einigen gelang die Flucht nach Indien oder Thailand, andere wiederum sind in ihren Heimatdörfern untergetaucht.
Aus Anlass des zweiten Jahrestags der sogenannten Safran-Revolution werden die Klöster schärfer denn je überwacht. Damit nicht genug: "Aus Rangun zum Beispiel erhielten wir Informationen, dass vor allem kleinen Klöstern, die lokale Hilfsprogramme durchführen, mit Schließung gedroht wurde", schildert der für HRW zuständige Birma-Beobachter David Mathieson die Situation.
Insgesamt sei es schwer, exakt zu beziffern, wie viele Klöster landesweit bereits wegen politischer Aktivitäten geschlossen worden seien. Generell steht fest: "Die Anzahl der Mönche in den Klöstern hat sich merklich verringert", ergänzt Bertil Lintner, Birma-Kenner und Verfasser des HRW-Berichts "Der Widerstand der Mönche".
Im September 2007 hatte Birmas Junta die landesweiten, friedlichen Demonstrationen blutig niedergeschlagen. Mehrere tausend Menschen waren gefoltert, bedroht und verhaftet worden, darunter etliche Mönche. Viele wurden gezwungen, ihre Roben abzulegen - eine weitere Demütigung. Wie viele damals ermordet worden waren, ist bis heute nicht geklärt.
Manche Mönche schafften es, es ihren Häschern zu entkommen und sich wochenlang auf Dschungelpfaden bis zur thailändischen Grenzstadt Mae Sot durchzuschlagen. "Solch eine Kriegsstimmung gegen unsere buddhistische Glaubensgemeinschaft ist uns noch nie begegnet", sagte ein Mönch im November 2007 gegenüber der taz. "Wir sind unschuldig, und doch wurden wir gedemütigt und beleidigt."
Trotz alledem oder gerade deswegen sind die Mönche auch heute noch zum Widerstand gegen Birmas Militärs bereit. "Das Regime hat es trotz Massenverhaftungen, Morden, Folter und Strafen nicht geschafft, unseren Wunsch nach Freiheit auszulöschen", hatte U Gambira, einer der Anführer der Mönchsproteste, im November 2007 gesagt. Er sitzt eine 63-jährige Haftstrafe in einem abgelegenen Gefängnis Birmas nahe der indischen Grenze ab. "Wir wollen unseren Kampf weiterführen", sagte damals auch einer von U Gambiras Glaubensbrüdern der taz. "Wir wollen keine Junta, keine Volksmilizen oder anderen militanten Gruppierungen in unserem Land."
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