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Neue Regierung? Neue Satelliten!

Während sich für eine von Arbeiterpartei-Chef Peres geführte Koalitionsregierung neue Horizonte aufzutun scheinen, gelingt der israelischen Raumfahrt der Start des zweiten „Horizont„-Satelliten  ■  Aus Tel Aviv Amos Wollin

Während Israels Forschungssatellit „Ofek 2“, zu deutsch: „Horizont“, am Dienstag nachmittag gen Kosmos startete, verstärkten sich die Anzeichen für eine mögliche Regierungskoalition unter dem Vorsitz von Arbeiterpartei -Chef Schimon Peres.

Aber auch wenn Peres tatsächlich 61 der 120 Abgeordneten des israelischen Parlaments auf seine Seite zu ziehen vermag, könnte eine solch hauchdünne Regierungsmehrheit die nur durch die Stimmen der ultra-orthodoxen Partei Agudat -Israel möglich ist - frühestens Anfang nächster Woche vom Parlament bestätigt werden. Doch bis dahin kann sich im nun seit dem 15.März andauernden Poker um eine Regierungsmehrheit noch einiges ereignen. Am 15.März dieses Jahres war die große Koalition von liberaler Arbeiterpartei und rechtskonservativem Likud-Block am Streit um mögliche Friedensgespräche mit Palästinensern geplatzt. Staatspräsident Chaim Herzog von der Arbeiterpartei hatte daraufhin Schimon Peres mit der Bildung einer neuen Regierungskoalition beauftragt.

Überschattet wurde die israelische Regierungskrise in den letzten Tagen durch die martialische Äußerung des irakischen Staatspräsidenten Saddam Hussein, der drohte, im Falle einer israelischen Aggression halb Israel durch Giftgas auszulöschen. Beinahe wie ein Fanal wirkte in dieser angespannten Lage der Start von „Ofek 2“. Denn viele sahen in diesem Start, obwohl bereits seit Monaten geplant und vorbereitet - eine punktgenaue Demonstration israelischer Militärstärke und -logistik. Hochrangige Mitarbeiter der israelischen Raumfahrtbehörde allerdings betonten wiederholt den rein wissenschaftlich-zivilen Charakter des „Horizont„ -Projekts.

Bis 1992 sieht das israelische Satellitenprogramm zwei weitere Flugkörper vor. „Ofek 4“, der voraussichtlich 1992 ins All startet, soll im Gegensatz zu seinen vergleichsweise kurzlebigen Vorläufern zehn Jahre im Kosmos bleiben. Doch Israel arbeitet noch an einem weiteren, „Amos“ genannten Satellitenprogramm. Neben Israel sind Frankreich und mehrere private Unternehmen an diesem Projekt beteiligt. Offiziell ist das gesamte israelische Raumfahrtprogramm ausschließlich wissenschaftlicher bzw. ziviler Natur.

Aufgrund des relativ geringen Gewichts der „Ofek„ -Konstruktionsarchitektur äußerten auch US-Fachleute Zweifel an besonderen militärischen Fähigkeiten dieses Satellitentyps. An der militärischen Schlagkraft der israelischen „Jericho 2„-Mittelstreckenrakete mit einer Reichweite von 2.200 Kilometern, die neben ihrer Funktion als Trägerrakete für Satelliten auch zur Bestückung mit Nuklearsprengsätzen gedacht ist, bestehen aber keine Zweifel. Die in Entwicklung befindliche „Jericho 3“ soll gar bis zu 6.000 Kilometer weit fliegen können. Es sind daher auch nicht in erster Linie die israelischen Satelliten, die international für Aufsehen sorgen, sondern weit mehr die dazu gehörigen Trägerraketen mit ihren immens großen Reichweiten.

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