piwik no script img

Neue Pläne für den DiebsteichMusikhalle und Fußballstadion

Hamburg plant eine Musikhalle, ein Fußballstadion und Gewerbeflächen nahe der S-Bahn-Station Diebsteich – unabhängig von der Verlegung des Bahnhofs.

Ein Samstag in Altona-Nord: Oberbaudirektor Franz-Josef Höing verteidigt die Diebsteich-Planungen Foto: Sebastian Grundke

Hamburg taz | Die Planungen für den Diebsteich werden laut Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) weiter voran getrieben, obwohl für die Verlegung des Fernbahnhofs Altona ein Baustopp gilt. Die Planungen gingen „unabhängig von der Dauer des Gerichtsprozesses“ weiter, so Stapelfeldt.

Der Gerichtsprozess dreht sich um die geplante Verlegung des Fernbahnhofs Altona um etwa anderthalb Kilometer nach Norden, an die S-Bahn-Station Diebsteich: Den Neubau von Bahnhof und zwei Hochhäusern hatte das Oberverwaltungsgerichts (OVG) gestoppt – wegen der fehlenden Planung für eine neue Verladeeinrichtung für Autoreisezüge.

Eine Entscheidung im Hauptsacheverfahren könnte noch in diesem Sommer ergehen. Seit dem Frühjahr verhandelt vor diesem Hintergrund Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) mit der Deutschen Bahn und den Klägern, um auszuloten, wie das Projekt doch noch realisiert werden könnte. Denn an der Verlegung des Bahnhofs hängt auch weiterer Wohnungsbau auf Land, über das bislang noch Gleise laufen.

Die Rahmenplanung stellte die Stadtentwicklungsbehörde dann am Samstag bei einem Vor-Ort-Termin auch den Bürgern vor. Oberbaudirektor Franz-Josef Höing bekräftigte den Standpunkt der Senatorin: „Wir warten nicht auf die Entscheidung zum Fernbahnhof in Diebsteich, sondern finden alle anderen Bausteine dort richtig.“ Auf Nachfrage räumte er ein, dass die Pläne noch unpräzise sind: „Was wir entwickelt haben, ist ein Korsett und nicht fertige Architektur oder durchgestalteter Raum.“

Kritiker sprechen von Fehlplanung

Den Angaben der Behörde zufolge soll auf dem sogenannten Thyssen-Krupp-Areal nahe des S-Bahnhofs eine Musikhalle für gut 5.000 Besucher entstehen, dazu Gewerbeimmobilien und ein Regionalliga-Fußballstadion. Gekauft hat die Stadt das Gelände bereits. Unklar ist demnach aber noch, welche Investoren beteiligt sein werden.

Begonnen hat die Rahmenplanung im Mai 2018. Eine Gelegenheit zur Bürgerbeteilung zum Diebsteich nahmen nach Angaben der Behörde mehr als 450 Menschen wahr, in zwei Ideenwerkstätten sowie online. Dabei sei etwa der Wunsch nach „mehr sozialer und kultureller Infrastruktur“ geäußert worden. Auf Nachfrage sagte Stapelfeldt jetzt, dass die Pläne im Hinblick auf die soziale Infrastruktur flexibel seien: „Natürlich wird das in den weiteren Überlegungen eine Rolle spielen.“

Initiiert hatte die Klage die Altonaer Bürgerinitiative Prellbock zusammen mit dem Verkehrsclub Deutschland, Bezirk Nord. Zu den nun vorgetragenen Planungen äußert die Initiative sich kritisch: „Man tut so, als hätte es die gesamte politische Entwicklung – die Gespräche mit Herrn Dressel und den Gerichtsprozess – nicht gegeben“, sagte Prellbock-Sprecher Michael Jung der taz. Er spricht von „Fehlplanung“. Auch das Nachbarschaftsforum „Kein Diebsteich 23“ kritisierte die Pläne: In einem Flugblatt sowie auf der Veranstaltung am Samstag forderte man statt Musikhalle und Stadion bezahlbare Wohnungen und Kleingewerbe.

Nach Angaben der Stadtentwicklungsbehörde entspricht die Planung teilweise einem „Masterplan“, den 2017 die Handelskammer für Diebsteich formuliert hatte. So soll die dortige gewerbliche Nutzung weitgehend unangetastet bleiben. Im damaligen Papier finden sich auch Sportplätze, allerdings auf dem Dach des Gebäudes des Großhandelskonzerns Metro; eine Eventhalle für rund 5.000 Gäste taucht dort als Teil eines Kongresszentrums auf.

Laut der Behörde sollen bestehende Wohnungen, etwa in der Isebekstraße, nicht angetastet werden. Auch der Friedhof Diebsteich soll bleiben – weitgehend. In dieser Sache verhandelt die Stadt mit der Kirche über eine mögliche Nutzung wegfallender Grab- als Grünflachen. Auch dazu hatte die Handelskammer 2017 einen ähnlichen Vorschlag gemacht.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!