: Neue Ölklumpen an den Nordseestränden
■ Sondersitzung der Umweltminister / Angela Merkel für Ölentsorgung über Hafengebühren
Doch noch keine Entwarnung für die Nordsee: Gestern sind erneut an der niedersächsischen und schleswig-holsteinischen Küste Ölklumpen aufgetaucht. Im Watt vor Cuxhaven, am Strand von Wangerooge sowie auf den Hamburgischen Inseln wurden nach Aussagen der Einsatzleitgruppe zur Bekämpfung der Meeresverschmutzung Ölreste gefunden.
Mehrere hundert Helfer begannen damit, das klebrige Strandgut zu beseitigen. Bereits am Mittwoch abend waren auf einer Länge von insgesamt fünf Kilometern auf Sandbänken vor der schleswig-holsteinischen Küste und den Außenbereichen der Weser rund 50 Tonnen Öl angespült worden.
Analysen des Hamburger Bundesamtes für Seeschiffahrt und Hydrographie ergaben, daß der Ölschmutz an den Stränden von Wangerooge aus Libyen stammt und mit dem vor Amrum identisch ist. Das Öl sei bei einer illegalen Tankwaschung ins Meer verklappt worden, hieß es. Vermutlich stammt es von drei oder vier Tankern. Zwei Proben enthielten Schweröl von einem Schiff, bei dem weder Alter noch Herkunft bestimmt werden konnten.
Der Hamburger Umweltsenator Fritz Vahrenholt (SPD) rief unterdessen die Umweltministerkonferenz der nördlichen Bundesländer zu einer Sondersitzung zusammen. Anfang August sollen die Minister über einen besseren Schutz der Nordsee vor Umweltsündern beraten. Zudem soll in der Hansestadt im Frühjahr gemeinsam mit der EU-Kommission auf einem internationalen Kongreß eine Richtlinie zur Ölentsorgung von Schiffen erarbeitet werden.
In einem Gespräch mit EU-Kommissaren in Brüssel drängte Niedersachsens Umweltministerin Monika Griefahn (SPD) erneut darauf, die Nordsee als Sondergebiet einzustufen. Nur so könne die nach internationalen Bestimmungen bislang legale Verklappung von Öl außerhalb der Zwölf-Meilen-Zone gestoppt werden.
Bundesumweltministerin Angela Merkel (CDU) sprach sich gestern dafür aus, die Ölentsorgung von Schiffen über die Hafengebühren international zu regeln. Wenn alle mit den Gebühren auch die Entsorgung bezahlen müßten, gebe es keinen Anreiz mehr für Verklappung auf offenem Meer, sagte Merkel.
Darauf müßten sich aber alle Anrainerstaaten einigen, damit deutschen Häfen kein Wettbewerbsnachteil entstehe. Dies sei die „einzige vernünftige Lösung“. Bremen hatte die kostenlose Altölentsorgung in den Häfen aus Kostengründen eingestellt.
Seit vergangenem Sonnabend waren immer wieder Ölreste an der deutschen Nordseeküste angeschwemmt worden. Die Einsatzleitgruppe hat nach eigenen Angaben mittlerweile rund 700 Tonnen Öl-Sand-Gemisch zusammengetragen. Über die Art der Entsorgung werde kommende Woche entschieden. dpa
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