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Neue Messung im Atommüll-LagerStrahlung in der Asse erhöht

Vor einer Atommüll-Kammer im ehemaligen Bergwerk Asse hat sich die Radioaktivität in den vergangenen drei Jahren verdoppelt. Das gab das Bundesamt für Strahlenschutz am Donnerstag bekannt.

So eine Soße: 240.000 Becquerel des strahlenden Stoffs Cäsium-137 pro Liter. Bild: dpa

REMLINGEN dapd | Im Atommülllager Asse bei Wolfenbüttel ist die Radioaktivität vor einer Einlagerungskammer stark gestiegen. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) maß in einem Bohrloch vor der Kammer 12 eine Aktivität von 240.000 Becquerel des strahlenden Cäsium-137 pro Liter, wie ein Behörden-Sprecher am Donnerstag mitteilte. Das Bohrloch sei vom früheren Asse-Betreiber Helmholtz Zentrum eingerichtet worden.

"Das ist der bislang höchste Wert von Cäsium-137 in einer Lösungsprobe, der in der Asse nach dem Ende der Einlagerung im Jahr 1978 gemessen wurde", so der Sprecher. In einer geringeren Konzentration wurde in der Lösung auch das Radionuklid Kobalt-60 festgestellt. Das Helmholtz-Zentrum habe im Jahr 2008 in demselben Bohrloch noch eine Aktivitätskonzentration von etwa 90.000 Becquerel pro Liter gemessen. Die Aktivitätskonzentration hat sich an dieser Messstelle folglich innerhalb von drei Jahren mehr als verdoppelt.

Die hohen Werte wurden in der Nähe des sogenannten Laugensumpfes vor der Kammer 12, in 750 Metern Tiefe, gemessen. Dass dieser Sumpf aus kontaminierter Salzlösung besteht, ist bereits seit 1994 bekannt. Bei dieser Flüssigkeit handelt es sich nach BfS-Angaben nicht um die von außen in das Bergwerk sickernden Zutrittswässer. Die Kontaminationen gehen offenbar auf die in der Kammer lagernden Abfälle zurück. Die Strahlenschützer des BfS hätten alle erforderlichen Schutzmaßnahmen zur Sicherheit der Beschäftigten getroffen, teilte die Behörde mit.

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8 Kommentare

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  • K
    Karl

    Hallo Herr Schlüter,

     

    die hydraulischen Verhältnisse um eine so komplexe Sattelstruktur wie bei der Asse sind nie stationär.

     

    Durch die Salztektonik und damit verbundene Drucklösungseffekte ist kein einheitliches Infiltrationsregime erkennbar.

     

    Oberflächenwasser scheint eher unwahrscheinlich, aber es existieren genügend weitere Möglichkeiten das "unterirdisches Wasser" in den Diapir gelangt.

     

    Was die kontaminierten Lösungen angeht; normalerweise findet darin eine Differentiation statt, mit einer entsprechenden Neuverteilung der Nuklide über das kommunizierende Volumen; es können Bestandteile abseigern, müssen das aber nicht.

     

    Diese Situation ist nur bedingt mit der Infiltration sowie dem Transportgeschehen unter Fukuschima vergleichbar. Allein weil an der variablen Grenzschicht Süß/Salzwasser ein signifikantes Fällungsgeschehen abläuft.

     

    Glück auf!

     

    Karl

  • JK
    Juergen K

    Kaufen Sie Aktien von Klebebandherstellern.

  • L
    Liam

    Aber alles ganz risikofrei und sauber. Und schön billig.

    Was soll ich dem, was hier gesagt wurde, noch groß hinzufügen? Das Wichtigste werden die rendite- und rentenbewussten Schönredner aus der Politik schon sagen, wenn die Wirtschaft ihnen erst ihre Statements geschrieben hat.

    Und überhaupt: Was regt man sich denn jetzt so auf? Das Zeug hat da so lange rumgelegen, nichts ist passiert und jetzt so ein Aufruhr um ein bisschen Wasser? also bitte! Wir sind doch nicht aus Zucker, ist doch nur Wasser. Und warum sich um eine Zukunft sorgen, in der man nicht mehr abkassieren kann?

  • WB
    Wolfgang Bieber

    Offenbar braucht es nicht mal ein Erdbeben und ein zerstörtes AKW, um einen GAU zu haben:

    http://bit.ly/ev9JLM

  • BS
    Bernd Schlüter

    Wenn das Wasser, das durch die Salzschichten der Asse fließt, nicht von oben, vom Regenwasser kommt, muss jemand Wasserfässer eingeschmuggelt haben. Wo dann die verseuchten Fässer sind, wissen die Götter und der Gott des Rostes, der an den Fässern nagt.

     

    In der Asse spielt sich exakt das ab, was jetzt in Fukushima läuft: Das kontaminierte Wasser ist durch die Salzfracht so schwer, dass es trotz seiner hohen Temperatur nicht an die Oberfläche steigt, sondern in tiefere Erdschichten absinkt, in Japan in die Tiefsee.

     

    Erst nach einigen Legislaturperioden wird es dann an die Oberfläche steigen, während die Bevölkerung verschwindet.

    In Japan könnte es hingegen sein, dass sich die Radioaktivität des heimlich unterirdisch abfließenden Wassers noch in dieser Legislaturperiode bemerkbar macht.

    Die Regierung muss sich dann besonders tief vor der Bevölkerung verneigen, um in Frieden die Sintflut nach ihr erklären zu können.

    Dass die Japaner aber auch alles unserem Horst Köhler nachmachen müssen...

  • R
    Rod

    Nur 240.000 Bäkkäräll in der Brühe, aus durchgerosteten Atommüllfässern ? Dann besteht keine akute Gefahr. Halten Sie sich man eine lederne Aktentasche mit einer dicken Schicht CSU-Schwarzgeld (sog. Zimmermann-Gold) über den Kopf und vertrauen Sie den bunten Beschwichtigungsdurchsagen des atomaren Volksberuhigungszentrums in Berlin und den gleichgeschalteten Funkhäusern. Die Reichsatomkanzlerin wird die Sache im strahlend violetten Sakko rechtzeitig relativieren, etwa indem sie sagt, nur ein kleiner Teil des Wassers sei wirklich verstrahlt, den grossen Rest könne man gefahrlos dekontaminieren und in die Nordsee entsorgen (Tepco-Patent). Der NDR wird kolportieren, Messungen von der Ems bis an die Eider hätten keine wirklich erhöhten Strahlenwerte in 3 m Höhe überm Meeresspiegel ergeben.

    Den geharnischten Protesten der britischen Regierung wird der gewiefte Atomrechtsaussen Westerwave entgegenhalten, die deutschen Einleitungen betrügen nur ein Hundertstel der Sellafield-Röhren im Normalbetrieb und würden sich sofort mit den strahlenden Abwässern des La Hague-Stroms unkenntlich vermischen, man solle sich mal schön auf die richtigen Raketen gegen Tripolis konzentrieren.

    Die 500.000 Ostermarschierer gegen die Atomkorruptionskatastrophen dieser Welt werden in der Tagesschau notdürftig zwischen Fussball und Wetterkarte erwähnt, schliesslich is jetzt endgültig CDU-Wahlkampf in der Abstiegszone.

  • D
    docvonstock

    Das kommt davon, wenn man versoffenen Clausthaler Bergbauingenieuren ein solches Bergwerk als Spielwiese für ein atomares Endlager in die Hände gibt. Die Selbstüberschätzung hat da anstelle des durch unzählige Kneipen und Waffengängen auf den Paukböden geschrumpften Gehirnes im Schädel Platz genommen.

     

    Als neulich in Jülich ein paar Thorium-Kugeln abhanden gekommen waren, fielen mir doch die "heißen Löcher" auf der untersten Sohle der ASSE II ein. Die wurden nämlich damals gebohrt um dort den hochradioaktiven Abfall versuchsweise einzulagern. Immerhin hat ja auch damals die PTB dort Wärmeleitfähigkeitsmessungen vorgenommen, respektlos als "Tauchsiederexperimente" bezeichnet. Vielleicht haben sie auf diese flapsige Formulierung nur deshalb so zornig reagiert, weil die Experimente bereits mit richtigem Material durchgeführt worden sind. Das wird aber wohl Spekulation bleiben.

  • F
    FAXENDICKE

    Ist doch alles kein Problem, wird doch seit Jahren behauptet Atomkraft ist sicher. Können die Suppe doch in die Nordsee pumpen, so wie die Japaner, ab ins Meer. Die Marokkanerinnen brauchen dann kein Licht mehr beim Nordseekrabben pulen, so strahlt das denne. Die AKW Betreiber haben ja ihre Gewinne schon eingesackt, die Folgekosten wie u.a. Asse zahlt ja der Steuerzahler, weil Atomstrom ja so billig ist.