piwik no script img

Neue Kraftprobe in BolivienHungern für die Wiederwahl

Boliviens indigener Präsident Evo Morales versucht den Widerstand des oppositionellen Senats gegen die geplanten Parlamentswahlen mit unorthodoxen Mitteln zu brechen.

Immer mehr Menschen hungern gemeinsam mit Evo Morales (m). Bild: dpa

PORTO ALEGRE taz Im Streit über die kommenden Parlaments- und Präsidentschaftswahlen im Dezember ist der bolivianische Staatschef Evo Morales in einen Hungerstreik getreten. Der Hungerstreik sei erforderlich, um "die Demokratie zu verteidigen" und die Blockade einer "Gruppe von neoliberalen Parlamentariern" zu überwinden, sagte Morales am Donnerstag. In fünf der neun bolivianischen Provinzen schlossen sich Anhänger des Präsidenten dem Protest an. Oppositionspolitiker bezeichneten die Maßnahme als "Erpressung" und "Zirkus". Morales sei wohl ein bisschen zu dick, scherzte Carlos Dabdoub von der rebellischen Regionalregierung in Santa Cruz.

Prinzipiell hatte die parlamentarische Opposition Neuwahlen am 6. Dezember zugestimmt. Rechte Senatoren lehnten jedoch den Gesetzentwurf ab, den die Regierungsmehrheit im Abgeordnetenhaus verabschiedet hatte. Mit einem überholten Wahlregister bereite die Regierung einen "massiven Wahlbetrug" vor, klagte Jorge Quiroga von der Partei Podemos (Wir schaffen es). Andere bürgerliche Senatoren zeigten sich hingegen bereit, mit der Regierung einen Kompromiss auszuhandeln. Differenzen über die Erneuerung des Wahlregisters oder die erstmalige Beteiligung von Bolivianern im Ausland würden ausgeräumt, erklärten Regierungspolitiker. Vizepräsident Álvaro García Linera kündigte ein "Konsensgesetz" an.

Nach einem grundsätzlichen Votum zugunsten des Wahlgesetzes und dem Auszug der Podemos-Fraktion wurde die turbulente Senatssitzung am Donnerstagabend unterbrochen. Im Januar hatte die Bevölkerung mit 61,3 Prozent per Referendum eine neue Verfassung angenommen, die die Rechte der indigenen Bevölkerung stärkt und die Wiederwahl von Evo Morales im Dezember ermöglicht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!