: Neue Kämpfe in Biha
■ Bosnische Offensive in der UN-Schutzzone / Drei Mitglieder einer US-Delegation starben bei Sarajevo
Sarajevo (AP/dpa/taz) – Im Süden der UN-Schutzzone Bihać wird wieder gekämpft. Die Regierungsarmee eröffnete eine Offensive gegen die serbisch besetzten Gebiete Bosniens. Die Serben beschossen daraufhin die Stadt mit Artillerie. Erneut von den Serben angegriffen wurde auch die UN- Schutzzone Goražde. Dabei starben drei Kinder. Ein UN-Sprecher sagte, die UNO werde nicht reagieren. Man sei dabei, die Blauhelme abzuziehen.
Die US-Delegation, die sich zu Verhandlungen über einen neuen Friedensplan auf dem Balkan aufhält, ist am Samstag auf dem Weg nach Sarajevo verunglückt. Dabei wurden drei amerikanische Delegierte und ein französischer UN- Soldat getötet. Unter den Toten ist auch Robert Frasure: Der 53jährige US-Gesandte bei der internationalen Bosnien-Kontaktgruppe gilt als einer der „Väter“ des amerikanischen Plans. Der Unfall ereignet sich am Berg Igman, wo ein gepanzertes Fahrzeug von der engen Straße abkam und in einen 400 Meter tiefen Abgrund stürzte. Meldungen, daß es zu Minenexplosionen gekommen sei, wurden später zurückgezogen.
Trotz des Unfalls setzte der Leiter der Delegation, Richard Holbrooke, seine Vermittlertätigkeit fort und traf in Sarajevo mit dem bosnischen Präsidenten Izetbegović zusammen. Izetbegović hatte erst am Freitag abend seine Vorstellungen für einen Frieden in Bosnien präzisiert. Kern des Zwölfpunkteplans ist die wechselseitige Anerkennung von Kroatien, Serbien und Bosnien. Die serbische Seite solle bei Verhandlungen von ihrem Präsidenten Milošević vertreten werden. Izetbegović bekräftigte seine Unterstützung für den UN-Friedensplan, wonach 51 Prozent Bosniens an die bosnisch-kroatische Föderation und 49 Prozent an die bosnischen Serben fallen sollen. Möglich sein müsse jedoch eine spätere Wiedereingliederung von serbischen Gebieten. Eine Absage erteilte Izetbegović er der Überlegung, Sarajevo unter die Verwaltung der UNO zu stellen.
Erneut spekuliert wurde am Wochenende über eine Entmachtung von Radovan Karadžić. Der Chef der bosnischen Serben war zumindest einen Abend lang nicht in Pale-TV, dem staatseigenen Fernsehen, zu sehen. Der Parlamentspräsident der bosnischen Serben wies jedoch alle Spekulationen zurück. Um die Gerüchte ganz zu zerstreuen, wurde schließlich ein neues, offizielles Schreiben von Karadžićs an US-Präsident Clinton veröffentlicht.
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