Neue Ideen für die Gropiusstadt: Ideal mit Vorbildfunktion
Studierende wollen der Gropiusstadt neues Leben einhauchen. Geplant wird mit den Bewohnern, knappem Budget und einem engen Praxisbezug - ein richtungsweisender Ansatz.
Die Ausgangslage ist beispielhaft für viele Orte in der Stadt: Ein Viertel, das in die Jahre gekommen ist, unzufriedene Bewohner und ein Bezirk mit leerer Haushaltskasse. Studierende aus Berlin und Weimar haben sich von diesen Voraussetzungen nicht abschrecken lassen - und ein Ideal für die künftige Gropiusstadt entwickelt, das Signalwirkung für weitere alternde Großsiedlungen entfalten könnte. Gemeinsam mit AnwohnerInnen überlegten sie im vergangenen halben Jahr, wie der Bereich um den Efeuweg neu gestaltet werden könnte. Erste Ergebnisse präsentierten die Technische Universität Berlin (TU) und die Bauhaus Universität Weimar am Dienstag vor Ort.
Die Straßenzüge zwischen Lipschitz- und Fritz-Erler-Allee sind geprägt von mehreren Schulen und Grünzügen. "Vor allem fielen uns die vielen Zäune auf", sagte TU-Professor Jörg Stollmann. Die einzelnen Bildungseinrichtungen haben ihre Gelände abgegrenzt, dadurch sind ungenutzte, tote Ecken entstanden: Angsträume statt Aufenthaltsqualität. Die mehr als 30 angehenden Architekten trafen sich mit Bewohnern, Schülern und Lehrern und überlegten, wie das vorhandene Umfeld aufgewertet werden könnte. Ein Vorschlag ist etwa, dass Zäune zu Markierungen abgesenkt werden. Eine Grenze könnte indes auch verbreitert und zu einer Art Mauer umgebaut werden - oben darf flaniert, unten gelagert, gearbeitet und gespeist werden.
Kernüberlegung ist, mehr Raum für gemeinschaftliche Nutzungen zu schaffen. Eine Art Campus könnte als Platz für Spiel, Märkte und Cafés dienen; eine multifunktionale Sporthalle am Rand stünde allen Schulen zur Verfügung, von dort könnte auch das Freibad der Gropiusstadt betreten werden.
Der "Campus plus" sei ein Ideal, aber nicht rein utopisch, sagte Stollmann. "Kurzfristige Ziele können auch mithilfe einer Heckenschere erreicht werden." Wichtig sei, dass mit kleinen Maßnahmen so bald wie möglich ein Anfang gemacht werde. Der Bezirk Neukölln versprach, sich um Mittel etwa aus dem Quartiersfonds zu bemühen.
Die Entwürfe sind bis Freitag im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt ausgestellt, werden mit den Anwohnern diskutiert und verfeinert.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!