Neue Filme : Diese Woche neu im Kino
Die Nacht singt ihre Lieder
D 2003, Regie: Romuald Karmakar. 95 Min.
Bei der Berlinale wurde Romuald Karmakars Film nicht gerade freundlich aufgenommen. „Die Nacht singt ihre Lieder“, nach einem Theaterstück von Jon Fosse, zeigt einen jungen Mann (Frank Giering) und eine junge Frau (Anne Ratte-Polle) mit ihrem Baby in Berlin-Mitte. Sie quälen sich gegenseitig. Er ist ein erfolgloser Schriftsteller, sie legt den Finger in seine Wunden. Das ist das Konzentrationslager der Kleinfamilie. Die nur an wenigen Stellen durchbrochene Kammerspielsituation mag dabei wie eine Parodie eines Bergman-Films wirken, sie reizte auch manchen Kritiker bei der Berlinale zum Lachen. Sie kann jedoch genau so gut als Horizonterweiterung gesehen werden, als Studie, in der ein Regisseur erprobt, wie eine Fusion von theatralischen und filmischen Ausdrucksmitteln aussehen könnte.
No Exit
D 2003, Regie: Franziska Tenner. 100 Min.
Ein Blick in die Kameradenszene der Neonazis: Für ihre Dokumentation „No Exit“ hat Franziska Tenner ein Jahr lang den damals 22-jährigen Nico, die 28-jährige Conny und den 19-jährigen Bibi durch Frankfurt (Oder) begleitet. In zwei Grundschritten nähert sich der Film ihnen. Mal ist die Kamera als stiller Beobachter bei Treffen, Schulungen oder Demonstrationen anwesend, mal wird direkt das Gespräch gesucht. Mit „Nähe“ könnte man das zentrale Programm der Langzeitstudie überschreiben. Um persönliche Begegnungen mit Rechtsradikalen soll es gehen, bei der sich alle drei, wie Franziska Tenner sagt, „tief in ihre Seele“ schauen ließen. Ein grundsätzliches Problem des Films ist dabei aber, dass bei den Befragungen die bekannten Antworten immer schon da sind.