: „Neue Eiszeit“
■ Kriminalisierung der Anti–AKW–Bewegung
Als der bayerische Innenminister Lang mit seinem Staatssekretär Gauweiler in der vergangenen Woche die neugegründete Sonderkommission zur Bekämpfung der Anschläge auf Energieversorgungsunternehmen, Eisenbahnlinien und Strommasten vorstellte, war klar, woher demnächst der Wind weht. Lang betonte, daß diese Anschläge ab sofort als Mordversuche gelten. Zwei Tage später sprach die Stadt Regensburg das Verbot gegen die BUKO aus. Bereits das Bild eines umgesägten Strommasten, ein Aufkleber mit der Aufschrift „Sägefische gegen WAA“ genügte ihr. Die bayerischen Gerichte bestätigten anstandslos diese Entscheidung. Der „Lang(e)“ Arm aus dem Innenministerium hatte durchgegriffen. Doch nach diesem Strickmuster können in Zukunft nicht nur alle Bundeskonferenzen, sondern auch ein Großteil der BI–Sitzungen der Anti–AKW–Bewegung verboten werden. Die BUKO fand unter Bedingungen statt, als sei die Bewegung bereits in den Untergrund abgedrängt. Nach dem Versuch, das Anti–WAA Festival in Burglengenfeld zu verbieten, nach skandalösen Hausdurchsuchungen und nach den Oberpfälzer Blockadetagen beginnt nun die Hetzjagd auf eine ganze Bewegung. Mit dem Verbot wurde in Bayern bereits die Situation nach Verabschiedung der verschärften Terroristengesetze vorweggenommen. Der neu eingeführte Paragraph 130 a wurde insgeheim bereits angewandt. Drei Anschläge auf bayerische Eisenbahnlinien in der Nacht von Freitag auf Samstag kamen da wie bestellt, um einen Zusammenhang mit den im Laufe des Wochenendes Festgenommenen zu konstruieren. Das Kriminalisierungs–Szenario ist perfekt. Luitgard Koch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen