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Neue Einwanderungswelle

Tel Aviv (taz) — Zwei Millionen jüdischer Einwanderer sollen bis 1995 nach Israel kommen. Dies sagte Simcha Dinitz, Vorsitzender der Jewish Agency, am Vorabend des jüdischen Neujahrsfestes voraus. Allein aus der Sowjetunion werden im laufenden Jahr 200.000 Immigranten erwartet. Die Neuankömmlinge sollen zunächst in Militärlagern untergebracht werden. Es fehlt an Neubauten und auch an Arbeitsplätzen. Dinitz beziffert die Kosten für die Integration der Immigranten auf 40 Milliarden Mark, die durch ein israelisches „Notstandsprogramm“, durch die jüdischen Gemeinden überall in der Welt und durch Kredite aus befreundeten Ländern aufgebracht werden sollen. „Es handelt sich“, so Dinitz, „um eine Revolution, die von jeder jüdischen Familie in der Welt finanzielle Opfer fordern wird“.

Der Vorsitzende der Jewish Agency wies Vorwürfe zurück, denenzufolge die jüdische Einwanderung aus Äthiopien zugunsten der „Alija“ aus der Sowjetunion verzögert werde. Die 16.000 in einem Lager bei Addis Abeba konzentrierten Juden seien faktisch Geiseln der äthiopischen Regierung, die von Israel Hilfe in größerem als bislang zugesagtem Umfang fordere. So auch ein Sprecher Schamirs zu Demonstranten.

In Moskau hat Regierungssprecher Ignatenko die baldige Eröffnung der direkten Fluglinie Moskau-Tel Aviv angekündigt. Zuvor war Michail Gorbatschow von zwei nach Moskau geschickten Emissären unterrichtet worden, daß in den seit 1967 besetzten Gebieten keine Immigranten aus der Sowjetunion angesiedelt werden. Amos Wollin

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