piwik no script img

Neue CDU-Gruppe für NetzpolitikDas dicke Digitalbrett

Die Unionsparteien haben ihre Mühe mit der Netzpolitik. Doch nun gibt es einen neuen Verein: Das CNetz könnte es schaffen zugleich konservativ und technikpositiv zu sein.

Haben sich einiges vorgenommen: C-Netz-Gründer Peter Tauber und Thomas Jarzombek. Bild: Screenshot: Youtube.com

BERLIN taz | Man muss nicht weit in der Geschichte der Unionsparteien zurückgehen, um festzustellen, dass die Parteien mit dem C im Namen ihre liebe Not und Mühe mit der Digitalisierung haben. Ob der Streit um ACTA, um Vorratsdatenspeicherung oder um das „Vermummungsverbot“, den Klarnamenzwang im Internet – CDU- und CSU-Politiker haben einen schweren Stand in den netzpolitischen Debatten.

Doch auch innerhalb der Union gibt es zu den meisten Themen mehr als nur eine Position. Diejenigen, die sich von Ursula von der Leyen, Günter Krings und Ansgar Heveling nicht so recht repräsentiert fühlen, haben nun einen eigenen Verein gegründet: CNetz heißt er, C wie christlich und damit ist auch schon das Selbstverständnis der konservativen Netizens eingeleitet.

Ein konservatives Verständnis von Freiheit rücken sie in den Mittelpunkt eines Textes „Was wollen wir“ auf ihrer Homepage. Dort heißt es: „Wir wollen ein Internet der Freiheit. Dabei hat für uns Freiheit ohne Verantwortung keinen Wert. Sie ist kein Selbstzweck, sondern sie befähigt uns.“ Also keine FDP-Freiheit von Staat und für den Markt, sondern eine, die primär Verantwortung – von wem auch immer – in den Mittelpunkt rückt.

Falk Lüke

ist Autor der taz und Mitglied im Verein Digitale Gesellschaft.

In diesen zwei Sätzen steckt etwas, das zum Markenkern einer konservativen aber nicht reaktionären Netzpolitik werden könnte: grundsätzlich technikpositiv, aber stets mit der Rückbindung an andere, klassische politische Werte anknüpfend. Schon allein mit ihrem Ansatz, das Netz und die mit ihm und der Digitalisierung einhergehenden Veränderungen nicht von Grund auf zu verteufeln oder für überbewertet zu erklären, unterscheiden sich die CNetzler von einigen ihrer Parteifreunde.

Anspielungen auf das Star-Trek-Universum

Und es ist jetzt keineswegs so, dass die Unionsparteien bislang keine Gremien hätte: Da ist zum Beispiel der Arbeitskreis Netzpolitik der CDU, der zum Beispiel zum Thema Urheberrecht wissen ließ, dass Innovationsmöglichkeiten und der Kern des Urheberrechts als Schutz der Urheber durch die Politik gleichermaßen geachtet werden müssten und hier eine langfristige Aufgabe bevorstehe - da „eine geldfreie und allein auf Selbstverwirklichung abzielende Kultur wie die des Star Trek Universums auf absehbare Zeit Utopie bleiben wird.“

Auf Trekkie-Anspielungen verzichtet CNetz vorerst. Der Verein, dessen beiden Vorstände Peter Tauber und Thomas Jarzombek zwei Bundestagsabgeordnete sind, die auch in der Enquetekommission Internet und Digitale Gesellschaft sitzen, hat sich jedoch einiges vorgenommen. Netzpolitisch sind die Unionsparteien nach wie vor Entwicklungsland, wer hier ernsthaft Profil bilden will, muss bereit sein, wie ein Biber dicke Stämme durchzunagen – und auch den einen oder anderen Baum zu fällen, das eine oder andere Brett vor dem Kopf der Parteifreunde wegzureißen. Ob das funktionieren kann?

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Wenn sich nun die unzufriedenen Unionsnetzaktiven vernetzen, passiert das aus zwei Gründen: zum einen, weil sie sich organisieren müssen – angesichts der Beharrungskräfte in den beiden C-Parteien. Und zum anderen, weil sie damit organisatorisch ihren hausinternen Gegnern einen Schritt voraus sind. Schaden kann das der Qualität der netzpolitischen Debatte kaum: Bislang bestand konservative Netzpolitik nur aus dem ersten Teil – dem Konservatismus. Von einer eigenständigen Netzpolitik der Union zu sprechen, wäre sachlich aber falsch. In diese Lücke könnte CNetz nun stoßen.

Dabei spielen ihnen wie den Digitalen in allen Parteien zwei Faktoren in die Karten: Auf der einen Seite ist es schlicht der Zeitenwandel. Mit jeder Wahl rücken neue, jüngere, das Internet als ganz normal empfindende Abgeordnete in Mandate auf. Dieser demografische Faktor sorgt für den natürlichen Lauf der Dinge.

Der zweite Faktor ist ein externer: Hatte man in vielen Parteien nach der Berlinwahl die Piraten noch als „Metropolenphänomen“ abgetan, ist dies spätestens seit der Saarlandwahl kaum mehr möglich. Zwar sind diese keineswegs ausschließlich mit digitalen Themen erfolgreich. Aber mit ihnen im gefühlten Kerngebiet ihrer Kompetenz, nämlich im netzpolitischen, konkurrieren zu können, könnte eine erfolgreichste Antipiratenstrategie sein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • H
    HubertD

    Zitat "CDU- und CSU-Politiker haben einen schweren Stand in den netzpolitischen Debatten"

     

    Kann nur stimmen, wenn ich mit der Grundhaltung in die Diskussion gehe "per se sind nur linke Positionen RICHTIG". Würde man das oft zitierte neue Demokratieverständnis nur minimal zulassen, könnte man Plattheiten zulassen wie die, dass es zu jedem Thema 20 verschiedene Meinungen geben kann.

     

    Zitat "Doch auch innerhalb der Union gibt es zu den meisten Themen mehr als nur eine Position"

     

    Das ist aber jetzt wirklich ein Problem - ned woar :-) Denn natürlich treten andere Parteien jederzeit mit einer Meinung an, die sie noch dazu in nullkommanichts aus dem Hut zaubern.

     

     

    Zitat "Diejenigen, die sich von … nicht so recht repräsentiert fühlen, haben nun einen eigenen Verein gegründet: CNetz heißt er"

     

    Woher wisst ihr das denn? Also ich lese auf all dem Vorhandenen Material kein Wort davon? Ein bisschen böswillige Unterstellung um ein bisschen Pep in den flachen Artikel zu bringen?

     

    Ich mach mal halt hier ... auch wenn man den Rest an Halbheiten genauso auseinander nehmen könnte

  • H
    Hans

    @MarkusSeidl:

    da hilft alles nichts, weil die Partei ein Totalausfall ist ^_^

  • MD
    Martin D.

    Guten Tag,

     

    hier ist übrigens der theoretische Leitfaden von Cnetz erwähnt: http://goo.gl/VLgrq

  • S
    Sebastian

    Die „Herrschaften“ glauben alle schon zu Wissen was das CNetz bewirken kann/wird. (Find ich sehr Interessant). Es wird hier wieder einmal mehr die CDU unter „Beschuss“ genommen, anstatt zuzugeben, dass das CNetz es eine gute Idee ist. Peter Tauber ist ein junger und guter Politiker dem hier nicht die Changs gegeben wird, sich zu beweisen.

  • M
    MarkusSeidl

    "Ich sehe uns nicht als Trainingslager an".

    Schade eigentlich. Ich hoffte auf einen Versuch, dass sich die Partei intern in netzpolitischen Themen coacht, um in Zukunft die Totalausfälle zu vermeiden.

  • B
    bee

    Was soll das werden? Betreutes Twittern? Mit Erika Steinbach durchs Weltnetz in den Grenzen von 1937? Es wird nicht viel mehr rauskommen als ein paar Communitysimulanten, die die üblichen Themen wir DNS-Sperren, Vorratsdatenspeicherung, Leistungsschutzrecht oder Netzneutralität mal nicht mit Terrorangst oder Profitinteressen durchprügeln, sondern mit pseudochristlichen Argumentationskrücken gegen die säkularen Piraten verteidigen wollen. Etwa so glaubwürdig wie Christliche Gewerkschaften oder INSM. Und ungefähr so überflüssig.

  • S
    sascha

    So schön es auch wäre, wenn die CDU sich endlich mal ernsthaft um Netzthemen kümmern würde, aber es zeugt von einer fatalen Fehleinschätzung, wenn man meint, den Erfold der Piratenpartei auf diesen Themenbereich reduzieren zu können.

     

    Sinnvoller wäre es gewesen, einen Verein namens "C-Demokratie" zu gründen. Denn der eigentliche "Selling-Point" der Piratenpartei liegt genau hier: ein anderes Demokratieverständnis mit mehr Mitspracherecht der Bürger. Aber bis die CDU das kapiert, werden nochmal 30 Jahre ins Land gehen.

  • H
    Hans

    Hahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahahaha....

     

    So, ich glaube ihr ahnt, was ich über diese Heinis denke. Da tun einem ja schon die Bauchmuskeln weh vor lauter lachen.