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Neue Arbeitshaltung

■ betr.: „Ausbildung zur Prophetin“ (Abteilung Sparunsinn), Kom mentar von Ute Scheub, taz vom 15. 2. 96

Der Amtsschimmel wiehert jetzt mit Macht in die Projektstuben hinein. Mit entnervenden Zwischenabrechnungen wird wertvolle Arbeitszeit in den personell unterbesetzten Frauenprojekten verschleudert. Nach und nach werden wir zum verlängerten Arm der Verwaltung. Inzwischen verbringe ich zwei Drittel meiner Arbeitszeit mit Anträgen und Abrechnungen, Belegesichten und Sortieren. Als letzte Dreingabe gibt's jetzt die zweimonatliche „Abrufung“ von Minimalbeträgen, fein gegliedert nach Einzelposten.

Mein Kreuz habe ich mir dabei auf meinem klapprigen Bürostuhl schon so ausgeleiert, daß das Sitzen und Brüten über den Zahlen bis in die späten Abendstunden Schmerzen bereitet. Ein Antrag auf eine neue Bestuhlung wäre jetzt fällig, doch mir graut schon vor den Folgen: Kostenvoranschläge! Vergleichsangebote! Papierkrieg und immer wieder „Abrufungs“-Streß. Schließlich wird doch alles wieder abgelehnt.

Ich lass' es lieber gleich bleiben und versuche es mit einer neuen Arbeitshaltung: auf dem Kopf stehend, Füße in die Luft, wohl wissend, daß jeder Sparzwang seine eigenen bürokratischen Sumpfblüten hervorbringt. Tamara Multhaupt, Begine Café

und Kultur Zentrum für Frauen

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