: Neudeutsche Innerlichkeit
■ Buzzi Colada: neue Bremer Band für junge Herzen
Heutzutage muß man sich schon was einfallen lassen, um als Newcomer unter hunderten anderer Formationen im Popgeschäft auf sich aufmerksam zu machen. Und so hatte sich denn Buzzi Colada, eine neue Bremer Band um den Saxophonisten, Gitarristen und Sänger Lutz Bandisch, das Ambiente für eine Art Präsentationsparty ausgesucht. Zwar waren unter den etwa dreißig Gästen keine Talentscouts oder Plattenfirmen zu entdecken, dafür labten sich aber die Freunde und Bekannten der Band umso ausgiebiger am kalten Büffet. Bei den versprochenen Pina Coladas hingegen schien es sich nur um einen billigen Publicity-Gag zu handeln: ein lauwarmes und überteuertes, mit dem Originalgetränk wenig gemeinhabendes Desaster.
So gegen 22 Uhr bequemten sich dann die Protagonisten zu ihren Instrumenten, um der erwartungsfrohen Schar nach den lukullischen nun auch zu ein paar akustischen Genüssen zu verhelfen.
Zu Keyboards, Drums und Baß gesellten sich als Frontline Lutz ('Buzzi‘) Bandisch nebst Sängerin Karin: mal gemeinsam, mal im Wechselgesang ließen die beiden vom ersten Titel an keinen Zweifel daran aufkommen, worum es fürderhin gehen würde - um die Liebe in allen Variationen. Ob glücklich („Bleib bei Dir“) oder unglücklich („Leider Pech
gehabt“), spielte keine Rolle; wesentlich war es, sich endlich zu dem zu bekennen, was uns letztlich doch alle umtreibt.
Zu Textzeilen wie „Denn ich sehe, denn ich sehe, Du hast mich lieb; durch Deine Tränen, Deine Tränen, Du hast mich lieb“ erklang die absolut passende Musik: ein schwülstig verhalltes Saxophon, eine meist ebensolche Gitarre und ein paar Keyboard-Füllsel. Kaum ein Klischee der
Seichtigkeit wurde ausgelassen, um Musik und Text konsequent auf einen Nenner zu bringen. Dazu paßte das hibbelig -aufgekratzte Getänzel von Lutz genauso wie die unbeholfen immergleiche Bewegung von Karin - der Monotonie des Inhalts entsprach die Monotonie der Präsentation. Was die Teenies im Publikum keinen Deut davon abhielt, ihre Helden stürmisch zu bejubeln - mein Gott bin ich alt geworden! Jü
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