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Neu im Kino

Gibt eine Ahnung von den Verwüstungen des Fortschritts, die gerade als Gespenster zurückkommen: „Die feine Gesellschaft“ Foto: Neue Visionen

Die feine Dame mit dem großen Hut (Valeria Bruni Tedeschi), die auf dem Vordersitz eines Cabrios steht, umgreift in Feldherrenmanier die weite Landschaft. Und deutet gegenüber ihrer wohl familiären Entourage mit ausholender Geste auf eine zerlumpt gekleidete und schwer beladene andere Gruppe mit Kiepe, Säcken und Handkarren in einiger Entfernung: „Seht nur die Muschelsammler! Wie pittoresk!“ Das französische Kino scheint von der Versöhnung krasser sozialer Gegensätze oft geradezu besessen und lässt Hilfsarbeiter oder Analphabeten die Klassenschranken überwinden. Man könnte das Schlimmste befürchten, wenn in „Die feine Gesellschaft“ schon nach zwei Filmminuten in einem Hohlweg hinter den Dünen der französischen Kanalküste mürrisch-ländliche und mondän-städtische Lebensweisen aufeinanderprallen. Doch wir sind in einem Film von Bruno Dumont. Er hat sich einen Namen gemacht als französischer Autorenfilmer, der sich vornehmlich der Darstellung der unschönen und gewalttätigen Seiten des Lebens widmet und die Versöhnung dem dialektischen Vermögen des Zuschauers überlässt.

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