Neu entdeckte Tierarten: Schon vom Aussterben bedroht
Die Rote Liste der bedrohten Arten listet erstmals Giraffen, wilden Hafer, Mangos und neue Vogelarten. 13 Arten sind schon verschwunden.

Dieses Fazit zieht die internationale Artenschutzorganisation IUCN in ihrer neuen Liste, die am Donnerstag auf der 13. UN-Konferenz zur Artenvielfalt (CBD) im mexikanischen Cancún veröffentlicht wird. Demnach sind insgesamt 85.604 Arten bedroht, von denen 24.307 vor dem Aussterben stehen.
„Unglücklicherweise heißt die Anerkennung von über 700 neuen Vogelarten nicht, dass es den Vögeln besser geht“, sagte Ian Burfield von der Umweltorganisation BirdLife. „Je mehr wir wissen, desto größer werden unsere Sorgen. Eine Landwirtschaft, die nicht nachhaltig ist, Holzeinschlag, invasive Arten und der illegale Handel drängen immer noch viele Arten ins Aus.“
Ähnliche Entwicklungen bedrohen weiterhin viele Pflanzen- und Tierarten. Auch die Giraffe etwa steht nun auf der Roten Liste. Ihre Bestände sind in den letzten 30 Jahren um 40 Prozent geschrumpft.
Neben bekannten Arten wie Nashörnern, Pandas und weißen Haien machen auch viele Unbekannte den Forschern Sorge: Die Rattanpalme in Kamerun, die Grillenart Conocephalus chavesi von den Azoren, der Fisch Cosmocampus balli aus Hawai, die Seejungfer Papyrus Wisp aus dem Viktoriasee oder der afrikanische Graupapagei hebt die IUCN stellvertretend für Tausende von Arten hervor.
Wilde Kulturpflanzen als genetische Ressource wichtig
„Viele Spezies rutschen uns weg, ehe wir sie überhaupt beschreiben können“, sagt IUCN-Generaldirektorin Inger Andresen. „Diese Rote Liste zeigt, dass der Maßstab der globalen Ausrottungskrise sogar noch größer sein könnte, als wir dachten.“
Ian Burfield, BirldLife
Das Artensterben könnte sich auch auf die Ernährung der Menschen auswirken, warnt die Organisation. Zum ersten Mal führt sie auch die 233 wilden Verwandten von Kulturpflanzen wie Mango, Gerste, Sonnenblumen und Hafer als gefährdet auf. Sie verschwinden vor allem mit gerodeter Wildnis, könnten aber als genetische Ressource für die Kulturpflanzen sehr wichtig werden, um Dürren, Krankheiten oder Versalzung zu widerstehen.
Die Rote Liste meldet auch kleine Erfolge: Der Fisch Marcusenius victoriae aus dem Viktoriasee hat sich leicht erholt, der Riesenbaum Degenria vitiensis im Regenwald von Fiji ebenfalls. Und manche Arten, die als ausgestorben gelten, werden wiederentdeckt: So der Fisch Ptychochromoides isay auf Madagaskar.
Schon 2012 hatte die IUCN zusammen mit Tausenden von Wissenschaftlern die „100 am meisten bedrohten Arten“ aufgelistet. Damals war klar geworden: Arten werden besonders bedroht, wenn sie vom Menschen zu wenig oder zu viel beachtet werden.
Bedrohte Arten 2016
Wird Wildnis gerodet, gehen Pflanzen und Tiere verloren, die keinen direkten monetären Wert haben. Ist aber eine Art, wie der sprechende afrikanische Graupapagei, eine begehrte Handelsware, geht es ihr auch schnell an den Kragen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!