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„Nett und grundfalsch“

■ GAL und CDU kritisieren Suchtbericht

Die Drogenpolitik des Hamburger Senats ist am Mittwoch in der aktuellen Stunde der Hamburger Bürgerschaft von den Oppositionsparteien scharf kritisiert worden. In der Debatte über den ersten Hamburger Gesamtsuchtbericht warf die GAL-Abgeordnete Anna Bruns dem Drogenbeauftragten Horst Bossong reine „Hofberichterstattung“ vor, der Bericht gehe auf Defizite absolut nicht ein.

„Der Bericht ist nett, aber er bringt uns nicht weiter“, meinte der CDU-Gesundheitsexperte Sieghard Carsten Kampf. Auch sei die Schlußfolgerung, illegale Drogen zu legalisieren, grundfalsch. „Wenn Drogenpolitik schon im Alkoholbereich versagt hat, dann muß man doch nicht ausgerechnet bei den harten Drogen Schranken einreißen“, meinte Kampf. Es gelte vielmehr, den Zugang zu Drogen insgesamt zu erschweren. Wer dies wolle, „muß erst einmal den Ratsweinkeller schließen“, meinte die GAL-Politikerin Bruns lakonisch.

Hamburgs Gesundheitssenatorin Helgrit Fischer-Menzel hingegen verteidigte den Bericht. Er habe gezeigt, daß es einen „Bedeutungsüberhang“ hinsichtlich der harten Drogen gegeben habe. Besonders problematisch seien neben Alkohol aber auch Tabletten und krankhafte Eßstörungen. Vehement setzte sich die SPD-Senatorin dafür ein, Drogenabhängige nicht auszugrenzen und illegalen Drogen schrittweise zu legalisieren. Es gehe um die Entkriminalisierung der Süchtigen, so Fischer-Menzel.

In Hamburg haben dem vor einer Woche vorgelegten Suchtbericht zufolge etwa 70 000 bis 90 000 Menschen Probleme mit Alkohol, Medikamenten oder illegalen Drogen. Das seien etwa 4,5 bis sechs Prozent der Bevölkerung. Nach Angaben von Bossong entsprechen diese Zahlen dem Bundesdurchschnitt. Der größte Anteil – etwa 50 000 bis 60 000 Hamburger – sind nach dem Bericht alkoholabhängig. dpa

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