: »Nazi«-Dinner für IOC
■ Bündnis 90 kritisiert Ausrichtung eines Dinners fürs IOC am Pergamon-Altar als geschichtlich »ignorant«
Berlin. Wer sich über die Aktivitäten der Olympia-Gegner informieren will, hat es einerseits nicht einfach. Gestern fiel eine Pressekonferenz der autonomen Anti-Olympioniken unerwartet aus. Andereseits meldeten sich die Gegner aus der AL wegen der erneuten Olympia-Panne um den durch die Nazis »belasteten« Pergamon-Altar mit heftiger Kritik zu Wort.
Für gestern elf Uhr hatten die Autonomen Gruppen zu einer Pressekonferenz im Haus der Demokratie eingeladen. Dort informierte ein Flugblatt, daß die für den 19.September, also für den nächsten Tag, angesetzte Pressekonferenz, wieder abgesetzt sei: Es sei falsch, für eine Bewegung zu sprechen, »die erst am Anfang ist«. Unterzeichnet war das ganze mit AOK, Anti-Olympia-Komitee. Wie kam es zu den verschiedenen Daten? Die Vereinigte Linke (VL) wußte von nichts, ebenso die Grüne Liga, die mutmaßte, daß eine Pressekonferenz schon stattgefunden habe. Derweil war in der Redaktion eine weitere Einladung eingeflattert: Eine Pressekonferenz fände am Donnerstag statt. Diesmal von Grüne Liga Berlin, BUND, Berliner Arbeitsgemeinschaft Naturschutz und Grünen/AL.
Unterdessen warf das Bündnis 90/ Grüne dem Senat und dem Nationalen Olympischen Komitee (NOK) »Ignoranz vor der Geschichte« vor. Der Grund: Das Exekutivkomitee des IOC, das in der Stadt tagt, speiste gestern abend auf Einladung des Senats vor dem Pergamon-Altar. Dort aber hatten 1936 schon die Nazis zum Auftakt der 1936er Olympiade ein pompöses Dinner gegeben. Die Kritik an dieser Kontinuität bezeichnete NOK-Chef Daume gestern als »lächerlich«. Der Sprecher des CDU/ SPD-Senats, Flämig, sagte: »Wenn man auf alles verzichten wollte, was mal von den Nazis mißbraucht wurde, dann müßte die Welt ganz auf die Olympischen Spiele verzichten oder Deutschland sich umbenennen.« Das Bündnis 90 sagte dazu, daß Daume, der Senat und die Olympia GmbH mit einer kritischen Darstellung der Ereignisse von 1936 offensichtlich überfordert seien. aha
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