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Naturschützerin über Erdrutsch"Das Unglück war nicht absehbar"

Nach dem Erdrutsch in Nachterstedt meint Naturschützerin Heidrun Heidecke, es gebe keine Alternative zur Kohlegrubenflutung. Außerdem sei eine Reduzierung der touristischen Nutzung sinnvoll.

Noch ist unklar, ob der Nachterstedter Erdrutsch in Verbindung mit der Flutung des Sees steht. Bild: ap
Interview von Hanna Gersmann

taz: Frau Heidecke, Naturschützer haben sich immer gefreut, dass frühere Bergbaulöcher in Seenlandschaften umgestaltet werden. Ändern Sie Ihre Haltung nach dem gewaltigen Erdrutsch in Nachterstedt?

Heidrun Heidecke: Freuen ist nicht das richtige Wort. Denn es wäre besser, die Braunkohle, die Klima und Umwelt belastet, erst gar nicht abzubauen. Weil das aber viele nicht einsehen, geht es schlichtweg darum, dass beim Tagebau Löcher bleiben, mit denen wir umgehen müssen.

Zur Flutung der Gruben gibt es keine Alternative?

privat
Im Interview: 

Heidrun Heidecke

55 Jahre, ist die Naturschutzexpertin des Umweltverbandes BUND. Von 1994 bis 1998 war die Grünen-Politikerin Umweltministerin des Landes Sachsen-Anhalt.

Eine landwirtschaftliche Nutzung ist zum Beispiel ausgeschlossen, Sie müssten enorm viel Material bewegen, um die riesigen Löcher zu verfüllen. Und dann hätten Sie aber noch keinen guten Boden, auf dem viel wächst.

Könnte man die Gruben der Natur überlassen?

Die Natur käme mit den Löchern in der Landschaft gut zurecht. Tiere und Pflanzen würden sich schnell dort ansiedeln, sich das Gebiet zurückerobern. Aber das wäre schon aus bergbaurechtlichen Gründen schwierig. Denn die Betreiber sind verpflichtet, ihre ausgedienten Tagebaue zu sanieren und abzusichern vor Gefahren für den Menschen.

Das alte Fördergebiet in Nachterstedt wird seit 1991 geflutet. Sie waren in den 90er-Jahren Umweltministerin von Sachsen-Anhalt. Hatten Sie jemals Bedenken?

Noch ist unklar, ob das Unglück im Zusammenhang mit der Flutung des Sees steht. Vorhersehbar war es jedenfalls nicht. Es gab keine Geologen, die gewarnt hätten vor dieser Katastrophe.

Eine Fehleinschätzung. Was muss sich nun ändern?

Der Drang der Kommunen, die neuen Seen touristisch zu nutzen, ist sehr stark. Weniger und langsamer wäre besser, für die Natur und die wirtschaftliche Entwicklung.

Urlauber sollten den Anwohnern aber neue Arbeitsplätze garantieren …

… was ein Wunschtraum der Gemeinden ist, sich aber nicht überall bewahrheiten kann. Es ist vernünftiger, sanierte Tagebaue verstärkt als Naturschutzflächen anzulegen. Die Bundesregierung hat sich ohnehin verpflichtet, auf zwei Prozent der Landesfläche Wildnis zuzulassen. Dann bauen Sie nicht direkt an der Kante Museen oder Bootsanleger, sondern Sie schaffen in einiger Entfernung Rundwege, mit hübschen Ausblicken aufs Wasser.

Und wer bringt dann nach der Kohleförderung Jobs?

Alle Kohleregionen, egal ob im Rheinland, der Lausitz oder dem Gebiet zwischen Helmstedt und Leipzig, müssen einen Strukturwandel durchlaufen. Die Jobs der Zukunft bringt zum Beispiel die Solarenergie.

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2 Kommentare

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  • GH
    Georg Halfas

    Das Problem in Gebieten wie z.B. der Lausitz, in denen frueher Braunkohle abgebaut wurde ist, dass Erdmassen teilweise mehrfach ohne Verdichtung umgelagert wurden. Dadurch entstehen Hohlraeume, die, wenn sie sich mit Wasser fuellen, zu Grundbruechen fuehren. Auf einem Wasserbett rutschen die darueber liegenden Erdmassen, ausgeloest z.B. durch eine Erschuetterung weg. An der Lausitzer Seenplatte begegnet man dem durch sehr tiefgruendige Verdichtungen. Ich habe davon gehoert, dass bei dem Bau einer Umgehungsstrasse dabei der Grund um einige Meter abgesackt ist. Das ist natuerlich eine sehr aufwendige aber fuer eine sichere Nutzung erforderliche Massnahme.

  • I
    Inge

    Dass ich nicht lache! Jedes Sandkastenkind weiß was passiert, wenn man einen Sandhaufen flutet. Dann gibts keine steilen Böschungen mehr. Und diese Häuser stehen - für jeden Laien erkannbar - auf aufgesütteter sandiger Erde.