: Natur hat ihren Preis
■ betr.: "Was ist eigentlich Marktwirtschaft?", sechster Teil, taz vom 30.5.90
betr.: „Was ist eigentlich Marktwirtschaft?“, sechster Teil, taz vom 30.5.90
Im Gegensatz zur Darstellung von Gabriele Simon gibt es (zwei) ökonomische Theorien, die „Natur“ zum Gegenstand haben. Dabei erklärt die neoklassische Theorie die heutige Zerstörung der Natur durch den Umstand, daß Natur keinen Preis hat. Die Nutzung der Natur (als Müllkippe) verursacht keine Kosten, die in die Rechnung der Wirtschaft eingehen. Die Ökonomie kennt aber nur die Sprache der Preise.
Das Rezept der neoklassischen Theorie gegen die Naturzerstörung ist daher der Natur Preise zu geben. Entweder die Industrie oder die Verbraucher erhalten Nutzungsrechte an der Natur, die an einem Markt für Natur verkauft werden könnnen: Entweder zahlt die Industrie an die Verbraucher für die Nutzung der Natur als Müllkippe oder die Verbraucher zahlen an die Industrie für die Nutzung nicht zerstörter Natur.
In der klassischen Theorie führt Produktion von Gütern zur Aneignung von Natur, heute zu ihrer Zerstörung. Das Wachstum der Produktion ist hier in erster Linie auf das Wachstum der Bevölkerung zurückzuführen, und diesem Wachstum werden durch die Natur Grenzen gesetzt. Zerstörung der Natur durch die Produktion kann hier nur gebremst werden, wenn das Wachstum der Bevölkerung gebremst wird.
Bernd Marquard, Stuttgart
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