Nationaler Krebsplan: Vorsorge wird zu wenig genutzt
Gesundheitsministerin Ulla Schmidt will die Krebsfrüherkennung und -behandlung verbessern. Eine Vereinheitlichung der Krebsregister ist jedoch nicht vorgesehen.
BERLIN taz Die Bundesregierung will den Kampf gegen Krebserkrankungen wirkungsvoller machen. Dazu stellte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) am Montag gemeinsam mit der Deutschen Krebsgesellschaft, der Deutschen Krebshilfe und der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren einen Nationalen Krebsplan vor. Ziel sei es, "die Versorgung der Patienten weiter zu verbessern, die Früherkennung zu stärken und die Zusammenarbeit aller Akteure voranzubringen", sagte Schmidt.
Krebs ist die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Jedes Jahr erkranken mehr als 430.000 Menschen an Krebs. Für die Zukunft wird aufgrund des demografischen Wandels mit deutlich mehr Neuerkrankungen gerechnet. Zugleich gibt es deutliche Fortschritte bei Behandlung und Medikamenten. Damit verbunden sind auch steigende Gesamtkosten für die Krebstherapie.
Ein Schwerpunkt des Nationalen Krebsplans ist eine verbesserte Früherkennung. "Wird Krebs früh erkannt, sind die Heilungschancen sehr hoch", sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krebshilfe, Friedrich Carl Janssen. Vorsorgeuntersuchungen würden aber zu wenig in Anspruch genommen, obwohl die Krankenkassen die Kosten übernähmen. "Hier muss die Kommunikation mit der Bevölkerung hinterfragt und verbessert werden", so Janssen.
Sorgen bereiten der Ministerin die wachsenden Kosten des medizinischen Fortschritts. Schmidt beklagte, dass in Deutschland viel Geld für die Prävention und Behandlung von Krebs ausgegeben werde, in Skandinavien die Überlebensrate von Krebspatienten aber höher sei. Daher solle verstärkt die onkologische Kompetenz in sogenannten Spitzenzentren gebündelt werden. Außerdem sollen bestimmte Krebserkrankungen in Zukunft vor allem in klinischen Zentren behandelt werden, deren fachliche Qualität durch Zertifikate bestätigt wird.
Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren, Ferdinand Hofstädter, wies auf die Bedeutung von Krebsregistern hin. "Die Struktur der Krebsregister ist inhomogen", sagte Hofstädter. Der Nationale Krebsplan solle daher den Ausbau sowie eine bessere Vernetzung der Länder-Krebsregister voranbringen. Ein nationales Krebsregister mit Meldepflicht, wie es etwa die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie fordert, ist im Nationalen Krebsplan indes nicht vorgesehen.
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