Das Portrait: National und militant
■ Enrique Rodriguez Galindo
Noch am Tag seiner Verhaftung, am vergangenen Freitag, feierte Spaniens konservative Tageszeitung ABC General Enrique Rodriguez Galindo als „unseren Helden in der Terrorismusbekämpfung“. Die Hauspostille von Regierungschef José Maria Aznar listete fein säuberlich die Erfolgsliste des Mannes auf, bei dem in den letzten zehn Jahren als Oberbefehlshaber der Guardia civil im Baskenland alle Fäden des Antiterrorismus zusammenliefen.
Im März 1992 kam Galindo richtig zu Ruhm und Ehren. In Bidart, im französischen Teil des Baskenlandes, nahe Bayonne, ging der französischen Polizei die gesamte Führung der baskischen Separatistenorganisation ETA ins Netz – das Ergebnis monatelanger Ermittlungsarbeit der Männer von Galindo.
Als gütiger Vater der Kompanie ließ sich der 57jährige von der Korpszeitung der Guardia civil gern darstellen. Oberbefehlshaber und so eine Art Bürgermeister – für die mit Schützenpanzern hermetisch abgeriegelte Kaserne nahe der Baskenmetropole San Sebastián war er beides. Besatzer werden sie dort gern genannt. Ausgehen, um einfach mal ein Bier zu trinken, ist unmöglich, selbst die Kinder haben keinen Kontakt zu ihren einheimischen Altersgenossen. Mehr als einmal schlugen Raketen der ETA auf dem Kasernengelände ein.
Als Besatzer hatte Galindo Erfahrungen: Bis zum 4. April 1969 war er in Äquatorialguinea an der Westküste Afrikas eingesetzt. Dann erlangte die spanische Kolonie ihre Unabhängigkeit. „Ich war einer der letzten, die gingen“, berichtet Galindo noch heute stolz.
Jetzt wartet er auf ein Gerichtsverfahren. Er soll ein GAL-Kommando geleitet haben, das 1983 die Entführung der beiden mutmaßlichen ETA-Mitglieder José Antonio Lasa und José Ignacio Zabala im südfranzösischen Bayonne geplant hat. Erst zwölf Jahre später, im März 1995, tauchten die Leichen der beiden in der Nähe des Badeortes Alicante wieder auf. Die Untersuchungen ergaben: Man hatte sie gefesselt, ihne die Augen verbunden, einzeln die Fingernägel ausgerissen, sie halb totgeprügelt und dann erschossen. Galindo soll das „Verhör“ höchstpersönlich geführt haben.
Doch der beteuert seine Unschuld. Die Vorwürfe seien alle konstruiert, um ihn aus dem Weg zu räumen. Denn: „Ich habe den Kampf bis zur letzten Konsequenz geführt – alles fürs Vaterland.“ Reiner Wandler
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