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■ Das PortraitNana Mouskouri

„Politik ist nicht mein Ding“, hat die Griechin mit der hellen Stimme einmal gesagt. Nana Mouskouri wollte lieber singen. Sie fing an mit den „Weißen Rosen aus Athen“, wofür sie 1961 ihre erste goldene Schallplatte erhielt. Später schaute sie „den weißen Wolken“ nach, besang „Rote Korallen“ und fragte: „Wo ist das Glück vom vergangenen Jahr?“

Jahrzehntelang blieben ihre Schlager in den Hitparaden in Deutschland und Großbritannien, in Frankreich gilt sie als Interpretin des klassischen Chansons, und in den USA genießt sie den Ruf einer Entertainerin. Nachdem sie sich 100 goldene Schallplatten ersungen hat, will die Mouskouri nun doch umsatteln: Am Sonntag ließ sie sich als Abgeordnete der konservativen Oppositionspartei „Nea Dimokratia“ in das Europaparlament wählen.

Die 57jährige Mouskouri ist eine der Dienstältesten im Schlagergeschäft. Gleich nach dem Abitur lernte sie am Athener Konservatorium singen und Klavier spielen. Ein paar Jahre später mußte sie die Schule verlassen, weil sie ihren ersten Radioauftritt statt mit klassischer Musik mit Jazz bestritten hatte. Musikalisch blieb sie dem modernen Fach treu. Ihr Auftreten hingegen war stets konservativ: Die Mouskouri trällert ihre Schlager in langen Kleidern, liebt die ausladenden Gesten von Opernstars und tritt grundsätzlich mit ihrem markanten Brillengestell auf.

Aus den Hitparaden ins Europaparlament Foto: Reuter

Schon früh kehrte Mouskouri Griechenland den Rücken und ließ sich am Genfer See nieder. Als die Obristen in Athen putschten, war sie bereits ein internationaler Star und sang unter anderem Stücke von Mikis Theodorakis und dem griechischen Starkomponisten Manos Hadjidakis. Doch zu dem Obristenregime äußerte sie sich nicht öffentlich.

Das erste nichtmusikalische Engagement Mouskouris ist ihre Tätigkeit als Unicef-Botschafterin, die sie im vergangenen Oktober aufnahm. Von ihrem „persönlichen Freund“ Militiades Evert, dem Chef der „Nea Dimokratia“, hat sie sich breitschlagen lassen, für das Europaparlament zu kandidieren. Ahnung von Politik habe sie keine, betonte Mouskouri. Potentielle WählerInnen beruhigte sie mit der Zusage: „Ich werde mich nicht in die europäische Politik einmischen.“ Immerhin kann Mouskouri in fünf Sprachen singen – damit bringt sie mehr Kompetenz für die europäische Verständigung mit als die meisten anderen Straßburger Abgeordneten. dora

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