: Nahostgespräche wegen Deportationen bedroht
■ Israel versucht 418 Palästinenser abzuschieben
Jerusalem (AFP) – Die Endphase der achten Runde der Nahost-Friedensgespräche in Washington wird von der von der israelischen Regierung geplanten Deportation von 418 Palästinensern aus den von Israel besetzten Gebieten überschattet. Die Palästinenser, denen von Israel die Unterstützung radikaler islamischer Organisationen vorgeworfen wird, mußten gestern stundenlang mit verbundenen Augen und gefesselten Händen an der israelisch-libanesischen Grenze in 22 Bussen ausharren.
Nachdem die Palästinenser gegen ihre Ausweisung geklagt hatten, lud der Oberste Gerichtshof den Oberbefehlshaber der israelischen Armee, Ehud Barak, vor. Barak erklärte vor dem Gericht, die Ausweisung sei notwendig, um das Leben von Menschen, „Arabern wie Juden“, zu schützen. Ministerpräsident Rabin, der innenpolitisch unter Druck steht, hatte zuvor ein äußerst hartes Vorgehen gegen die islamische Untergrundorganisation „Hamas“ angekündigt. Seit Beginn dieser Woche haben israelische Sicherheitskräfte über 1.200 Palästinenser festgenommen.
Die israelische Regierung hatte am Mittwoch nach der Entführung und Tötung des israelischen Grenzsoldaten Nissim Toledano, zu der sich die Hamas bekannt hatte, die „sofortige“ Ausweisung der Palästinenser für eine maximale Dauer von zwei Jahren beschlossen.
Die Entscheidung des Obersten Gerichtes lag bei Redaktionsschluß noch nicht vor. Sollte das Oberste Gericht der Ausweisung zustimmen, würde es sich um die größte Abschiebungsaktion seit 25 Jahren handeln.
Zum ersten Mal seit Aufnahme der Nahost-Friedensgespräche im Oktober 1991 würden damit wieder Palästinenser ausgewiesen. Seite 8
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