Nahost-Konflikt: Gewalt eskaliert erneut
Der Schlagabtausch im Nahen Osten wird immer undurchsichtiger. Auf Raketenbeschuss antwortete Israels Militär mit Luftangriffen. Elf Menschen starben.
TEL AVIV/GAZA dpa/taz | Eine neue Runde der Gewalt zwischen Israel und der radikalen Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad hat mindestens elf Menschenleben gefordert.
Nach heftigen Angriffen auf israelische Grenzorte mit Dutzenden Raketen und Mörsergranaten erklärte der Dschihad am frühen Sonntag eine Waffenruhe. Am Nachmittag griff die israelische Luftwaffe jedoch erneut ein Ziel im südlichen Gazastreifen an.
Dabei wurden nach Angaben von Sanitätern ein militanter Palästinenser getötet und ein weiterer verletzt. Sie hätten einen neuen Raketenangriff vorbereitet, teilte die Armee mit. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu drohte militanten Palästinensern mit weiteren Luftschlägen, sollte es wieder Raketenangriffe geben.
Seit Samstag wurden nach Angaben der palästinensischen Rettungskräfte zehn militante Kämpfer bei israelischen Luftangriffen getötet. Ein 56-jähriger Israeli war am Samstag bei einem Angriff mit einer Rakete des russischen Typs Grad in Aschkelon tödlich verletzt worden.
Es war der schlimmste Ausbruch der Gewalt zwischen beiden Seiten seit August. Netanjahu sagte: "Wir werden jeden angreifen, von dem wir wissen, dass er Israel beschießen will."
Auch in der Nacht zum Sonntag setzten militante Palästinenser ihre Raketenangriffe auf Israel fort. Seit den Morgenstunden herrschte dann zunächst Ruhe. Abu Ahmed, Sprecher der bewaffneten Dschihad-Brigaden al-Kuds in Gaza, teilte in einer schriftlichen Stellungnahme mit, man wolle eine Feuerpause einhalten.
Ägypten hatte Feuerpause vermittelt
Die Organisation behalte sich allerdings das Recht vor, auf künftige Angriffe Israels zu reagieren. Nach Medienberichten beider Seiten hatte Ägypten bei den Bemühungen um eine Feuerpause vermittelt.
Die im Gazastreifen herrschende Hamas hat auch nach Einschätzung israelischer Kommentatoren kein Interesse an einer Eskalation. Sie erwartet im Rahmen eines Gefangenenaustauschs mit Israel die Freilassung weiterer 550 palästinensischer Häftlinge binnen etwa sechs Wochen.
Eine israelische Armeesprecherin teilte am Sonntag mit, seit Mittwoch hätten die Palästinenser rund 40 Geschosse auf Israel abgefeuert, die Hälfte davon Grad-Raketen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren