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Nagelprobe für Mythos

■ Nach dem 0:2 gegen St. Pauli ist für den SC Freiburg Besinnung angesagt

Freiburg (taz) – Der Mann muß einen Abend mit gemischten Gefühlen durchlebt haben. Erst tags zuvor, beim allwöchentlichen Plausch mit Freiburgs Lokalpresse, hatte er sich geoutet: „Ich bin St.-Pauli-Fan.“ Tatsächlich aber ist Volker Finke St.-Pauli- Fan-Fan. Denn vor allem wie die Anhängerschar der Hamburger dem Team trotz „sportlich grottenschlechter Spiele“ auch in zweitklassigen Zeiten die Stange gehalten hat („Da zieh ich wirklich den Hut vor“), hat den Anführer der Liga-Lieblinge beeindruckt.

„Erst so was“, sinniert der Pädagoge in Finke, „wäre auch in Freiburg die Nagelprobe.“ Immerhin: Zu einem kleinen Vorgeschmack reichte es schon beim Aufeinandertreffen der zwei Links-Legenden der jüngsten deutschen Fußballgeschichte. Als Scharping die Kugel zum 0:2 in die Freiburger Maschen setzte, war für viele Freiburg-Fans Schluß mit lustig: Im Dreisamstadion setzten starke Abwanderungsbewegungen ein. Wo vor noch nicht allzu langer Zeit auch die einheimischen Verlierer noch mit Ovationen verabschiedet wurden, gibt man sich mittlerweile geschmäcklerischer.

Auch auf dem Platz. „Wir haben schlecht gespielt“, konstatierte schlicht, aber durchaus treffend Uwe Spies, der Ehrenspielführer der Bunten Liga Freiburg. Trainer Finke, der – st.-paulianische Herzensangelegenheiten hin oder her – auch nicht sonderlich glücklich aus der Wäsche kuckte, war derweil schon den Ursachen des punkt- und torlosen Saisonstarts seines Teams auf der Spur.„Besinnung ist angesagt“, verkündete er beim analytischen Nachspiel, „wir müssen wieder auf den Gegner reagieren, in Zweikämpfe gehen – und nicht nur eigene schöne Sachen im Kopf haben.“

Das ist ein Ansatz, mit dem sich Max Heidenreich schwertat. Dem Mann fürs Kreative im Freiburger Mittelfeld spukte jene schöne Aktion im Kopf herum, bei der er frei vor Thomforde aufgetaucht war: „Den muß ich reinmachen, dann wär' das Ding anders gelaufen.“

St. Paulis Kicker plagten derweil Probleme, die die Freiburger in der letzten Saison zu bewältigen hatten. „Wir sind immer noch Außenseiter und immer noch Tabellenführer“, beschrieb Paul Caligiuri eine Ausgangslage, die – fast korrekt – ihm offensichtlich nicht ganz geheuer ist. Nur die Fans aus dem Norden zeigten keinerlei Schwierigkeiten mit der neuen Rolle. Flugs war nach dem Schlußpfiff das Transparent entrollt, mit dem man sich auch für weitere Höhenflüge gewappnet zeigt: „St. Pauli on the top of the world“. Uli Fuchs

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