Nagel Draxler: Der süße Duft der Blumen

Eine Ausstellung benannt nach einer Schauspielerin schürt Erwartungen. Die namensgebende „Nora von Waldstätten“, bekannt aus Film, Fernsehen und Theater, sucht man auf Hans-Jörg Mayers großformatiger Malerei in der Galerie Nagel Draxler jedoch vergeblich. Stattdessen dort zu sehen: Blumen. Und was für welche! Gladiolen mit angewelkten Blüten und eine Sonnenblume, die den schweren Kopf hängen lässt anstatt selbigen, wie es sich für die Symbolblume der Grünen geziemen würde, in die Höhe zu recken. Um zu erkennen, wie falsch man überhaupt damit liegt, die floralen Sujets als harmlos abzutun, braucht man nur die Titel der Arbeiten zu lesen: Die Sonnenblume heißt „De Sade“, die Gladiolen „Peitsche“, „Peaches“ und „Jiz Lee“ – wie der queere Pornostar. Was Fetisch ist, liegt am Ende im Auge des Betrachters.
Vielleicht ja auch die Malerei selbst. Mayer zumindest konzentriert sich immer wieder auf die selben Motive, Blumen vom Floristen von nebenan, die er an die Studiowand tackert und auf weiße Leinwand pinselt, Popstars, stolze, verführerische Frauenfiguren aus Werbemotiven, Konsumprodukte. Auch von seiner Discokugel gibt es mehrere Versionen. Um Perfektion geht es ihm dabei keineswegs, dagegen sprechen schon die Farbspritzer auf dem Hintergrund. Der ironische Bruch ist Teil von Mayers künstlerischem Kalkül – in jeglicher Hinsicht. bsh
Bis 10. 3., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Weydingerstr. 2/4
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen