■ Nachschlag: Das Kostüm 97 – Mode für sie, für ihn und die dazwischen (im BKA)
„Ein rosa Kleid darf in keinem homosexuellen Haushalt fehlen“, findet BeV Stroganov und präsentiert in seiner aktuellen Schau „Das Kostüm 97“ ein superknappes „BeV-Man-Superman-Kleid“, dessen rosafarbenes Fledermauscape sich unter großem Trara in ein rosa Dreieck verwandeln läßt. Der Mode- und Kostümdesigner BeV Stroganov ist nicht nur ein Multitalent auf der Bühne, sondern sicherlich auch die kreativste Tunte der Stadt. Schon in den 80ern eröffnete er die erste Boutique für Drag-Queens in Deutschland, den „Drag-Store“, und organisierte die legendär spaßige Modenschau Offline Berlin.
So ist auch „Das Kostüm 97“ ein Happening, das mit seinen über 80 Einzel-Outfits, vorgeführt von 20 aufgebrezelten Tunten der Modeltruppe „Beauties of Berlin“, dem Begriff Reizüberflutung eine völlig neue Bedeutung verleiht. Nicht Federboas („die kann ja keiner mehr sehen“), sondern Ikebana zum Anziehen, also Rosen und Gladiolen im Gesteck, umschmeicheln Rücken und Dekollete der Tunte von heute. Slips werden zu Schlipsen und umgekehrt, die Mode für sozial Schwache bringt flott geschnittene Plastiktütenfummel aus den Häusern Aldi und Reichelt. Selbst die spielerische Umsetzung der Symbole des rosa Winkels und der roten HIV-Solischleife brachte nicht nur Schräges, sondern auch Stilvolles hervor. Doch im Vordergrund der Revue stand der Unterhaltungswert. Nicht genug, daß der Conferencier BeV es gerade noch schaffte, nach jedem Bild in ein neues Outfit zu schlüpfen. Auch den Models wurde mehr als einfaches Auf- und Abdefilieren abverlangt: Playback-Inszenierungen zu Opern und Abba, große Gesten und groteske Frisuren – ein Ereignis. Kirsten Niemann
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