Sanssouci: Nachschlag
■ Lindy Annis in der HdK - "KünstlerInnengespräche"
„Text – Musik – Bilder – Autobiographie – Rhythmus – Assoziation – Reduktion...“ Wie angekündigt sagt Lindy Annis zunächst ein paar „Worte“ zum Publikum, bevor sie mit ihren Performances beginnt. In kurzen einfühlsamen Darbietungen mit Titeln wie „1st comes love“ und „30 reasons I'm not a child anymore“ entführten uns ihre mit knappen Gesten, Musik und Diaprojektionen dargebotenen Alltagsgeschichten aus dem Vorlesungssaal der Hochschule der Künste, der es trotz ungewischter Tafel und unverkennbarem Schulmief nicht schaffte, den spannungsvollen Stücken der New Yorkerin den Charakter einer Schulaufführung aufzudrücken.
Die „KünstlerInnengespräche“ in der HdK finden seit 1989 ein- bis zweimal im Monat statt. „Wir wollen hier kein Spektakel für die Massen abliefern“, erklärt mir Monika, eine der Organisatorinnen der KünstlerInnengespräche. „Wir wollen uns an ein interessiertes Publikum wenden, das auch bereit ist, sich danach mit dem Künstler auseinanderzusetzen.“ Das interessierte Publikum hüllte sich am letzten Donnerstag allerdings zunächst in vornehmes Schweigen, während die Veranstalterinnen entschuldigend lächelnd auf den Boden guckten. Später rangen sich dann ein paar hilfsbereite Menschen Fragen ab wie „Hat dich die Tafel im Hintergrund gestört?“ Lindy Annis nahm es mit Humor.
Als nächster Gast ist Butch Morrison eingeladen. Am 22. Mai wird er zum Thema „Improvisation as Composition“ sprechen und Video- und Tonbeispiele präsentieren. Der derzeitige DAAD-Stipendiat entwickelte eine neue Form des Ensemblespiels, indem er Musiker ganz unterschiedlicher Richtungen zusammen improvisieren läßt – die Session dabei aber mit Hilfe vorher vereinbarter Zeichen doch dirigiert: „Ich reagiere auf kollektive Imagination und gestalte den Sound“, beschreibt der New Yorker Künstler seine Methode.
Auch am 29. Mai wird ein Künstler aus der experimentellen Musik zu Gast sein: Gordon Monahan. Er gehört zu jenen Musikern, die in der Tradition von John Cage mit Hilfe von banalen Dingen wie Schrauben, Papier und sogar Radiergummis versuchen, ihrem Flügel neue Klänge zu entlocken. Außerdem arbeitet der kanadische Komponist und Performer mit kinetischen Skulpturen, technischen Apparaten und Video. Hoffentlich fragt ihn keiner, wo er seine Schrauben kauft. Anna Klamroth
Alle Veranstaltungen in der HdK, Hardenbergstraße 33, Charlottenburg, Info unter Tel.: 31852565 (Di. 11–13 Uhr)
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