taz intern
: Nachruf

■ Jens Heymer

Jens Heymer, unser Hausmeister, ist tot. Er starb am Montag nach kurzer, schwerer Krankheit. Er wurde 37 Jahre alt. Heymer, ein studierter Mathematiker, arbeitete seit 1987 für die taz. Äußerlich mit Vollbart, Pferdeschwanz und Berkemann-Sandalen gar nicht der klassische Hausmeistertyp, hatte er doch einen gewissen Hang zur Korrektheit. Er konnte bei allem Laisser-faire sehr deutlich werden. Klar auch die politische Haltung des militanten Fahrradfahrers und leidenschaftlichen Biertrinkers: Innerhalb der taz gehörte er zu den Linken und engagierte sich im Betriebsrat. Für die taz-Fußballmannschaft war Jens mitreisender Fan, Betreuer und Cheerleader in Personalunion, der „sanfteste Hooligan der europäischen Fußballgeschichte“. Gleichzeitig war er wohl einer der härtesten Fans des Free Jazz.

Jens hatte nichts für die in der taz üblichen Ränkespiele übrig, er war ein „offener Mensch“. Doch er war auch sehr entschieden, was zum Beispiel folgende Episode veranschaulicht: Als die taz ihre Kantine in ein Nobelrestaurant umwandeln ließ, wurde Jens verboten, sein Mittagessen im Schneidersitz und in der für ihn üblichen Kluft auf den „wertvollen“ Ledersitzen einzunehmen. Das passe nicht zum Stil des Ladens. Jens holte sich daraufhin sein Essen jeden Tag demonstrativ an der Theke ab und speiste im Büro. Kollege Richard Nöbel schrieb 1992 in der taz über Jens: „Schwäche eine Zierde und eine gemessene Länge, und jede karge Linie ist komplett und sogar ein Treffer.“