Nachruf auf Joe Liberman: Hardliner und Linksliberaler
Der Ex-Senator und frühere Kandidat für die US-Vizepräsidentschaft Joe Liberman ist in New York gestorben. Er wurde 82 Jahre alt.
Weit über die Grenzen der USA hinaus bekannt wurde Lieberman als Vizepräsidentschaftskandidat an der Seite des demokratischen Präsidentschaftsbewerbers Al Gore im Jahr 2000. Fast wäre dem Duo damals der Einzug ins Weiße Haus gelungen, doch gab es bei der Präsidentschaftswahl Streit um die umstrittene Stimmenauszählung in Florida.
Letztlich schaltete sich der Oberste Gerichtshof ein, der George W. Bush einen hauchdünnen Sieg in dem Südstaat zusprach. Damit setzten er und sein Vizekandidat Dick Cheney sich im Rennen ums Weiße Haus gegen Gore und Lieberman durch. Lieberman wäre ansonsten der erste jüdische Vizepräsident in der US-Geschichte geworden.
Im Jahr 2008 wurde Lieberman dann um ein Haar erneut Kandidat für die Vizepräsidentschaft – diesmal an der Seite des Republikaners John McCain. Dieser tendierte stark zu seinem engen Freund, beide galten in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik eher als Hardliner. In letzter Minute habe sich McCain dann aber für die damals noch unbekannte Sarah Palin als seine Vizekandidatin entschieden, nachdem Konservative wegen Liebermans linksliberalen Ansichten in gesellschafts- und umweltpolitischen Fragen Sturm gelaufen seien, erinnerte sich Steve Schmidt, der damalige Wahlkampfmanager von McCain.
Nicht auf Linie
Lieberman war als Politiker bekannt, der sich nicht scheute, von der Parteilinie ab zu weichen. So sorgte der langjährige Senator von Connecticut 1998 für eine Kontroverse, als er als erster Demokrat auf Bundesebene öffentlich scharfe Kritik am damaligen Präsidenten Bill Clinton wegen dessen Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky übte. Clinton habe ein „schändliches Verhalten“ an den Tag gelegt, schimpfte Lieberman in einer Rede im Senat. Beim späteren Votum im Amtsenthebungsverfahren gegen Clinton stimmte er dann aber gegen dessen Absetzung.
Als Lieberman 2006 in der parteiinternen Vorwahl um den Senatssitz von Connecticut auch wegen seines Eintretens für den Irak-Krieg den Kürzeren zog, trat er kurzerhand als unabhängiger Kandidat an – und sicherte sich letztlich eine vierte Amtszeit als Senator. 2013 gab er seinen Rückzug aus der Kammer bekannt.
In den vergangenen zehn Jahren engagierte er sich federführend in der zentristischen Parteibewegung „No Labels“, die in diesem Jahr eigene Kandidaten für die Präsidentschaftswahl im November aufstellen will. Einige Gruppen, die den Demokraten nahe stehen, befürchten, dass „No Labels“ damit Ex-Präsident Donald Trump in die Hände spielen könnte.
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