Nachnamen: Streit um neuen Nobel-Preis
Ein Nobel-Urgroßneffe will einen Preis für Alternativenergie gründen - andere Nachkommen sind dagegen. Notfalls soll das Gericht über die Namensnutzung entscheiden.
Der Streit unter den Nachkommen des Nobelpreisgründers Alfred Nobel darüber, wer das Recht hat, diesen berühmten Namen für einen neuen Wissenschaftspreis zu nutzen, geht weiter. Michael Nobel, Urgroßneffe von Alfred Nobel, hat mit seinen Plänen zur Lancierung eines "Michael Nobel Energy Award" Unterstützung von anderen Familienmitgliedern bekommen. Es sind die Nobel-Nachkommen Gustaf, Peter und Philip Nobel, die mit ihm zusammen die in der Schweiz registrierte Stiftung "Nobel Charitable Trust" gegründet haben. Der Siftungszweck wurde mit der Förderung erneuerbarer Energiequellen und einer Preisverleihung angegeben.
Die ursprünglichen Pläne, den Preis, mit dem besondere Leistungen auf dem Gebiet alternativer Energietechniken geehrt werden sollen, bereits diese Woche anlässlich der Nanotechnik-Konferenz "nanoTX07" in Dallas, Texas, präsentieren zu können, hatten sich nach einer Intervention der schwedischen Nobel-Familienstiftung zerschlagen. Diese hatte ein ausschließliches Recht auf den Nobel-Namen geltend gemacht. Die "nanoTX07"-Veranstalter machten daraufhin einen Rückzieher und luden Michael Nobel wieder aus.
Zunächst hatten die Konferenz-Arrangeure auch behauptet, von Michael Nobel getäuscht worden zu sein, da dieser im Namen der Nobelstiftung aufgetreten sei. Eine Behauptung, die sie mittlerweile aber nicht mehr aufrechterhalten und gegen die sich Michael Nobel auch ausdrücklich verwahrt: Er sei immer nur für die Stiftung "Nobel Charitable Trust" tätig geworden und habe klargemacht, dass es nicht darum gehe, in Stockholm einen neuen Nobelpreis zu verleihen: "Das habe ich glücklicherweise schriftlich."
Geplant werde nun eine mögliche erste Preisverleihung im Jahre 2009. Der Preis werde nicht in einer dem Nobelfest in Stockholm vergleichbaren Zeremonie verliehen und vermutlich auch keine Anbindung an Schweden haben. Man wolle eine Medaille und ein Diplom verleihen. Die Höhe eines Preisgelds sei noch unklar. In einem Kommentar gegenüber der taz begründetet Philip Nobel den geplanten Preis mit: "Wir, die vier Gründer des Nobel Charitable Trust, sind der Meinung, dass alternative Energien und unsere Umwelt von höchster Priorität für unser Leben und auch das kommender Generationen sind."
Auf den Namen Nobel möchte man in diesem Zusammenhang aber offenbar nicht verzichten. Den Vorwurf von Michael Sohlman, dem Vorsitzenden der Nobel-Familienstiftung - ein Posten, den Michael Nobel vorher zehn Jahre lang innehatte -, die neue Stiftung sei ein "Trittbrettfahren" auf dem weltbekannten Nobel-Namen, weisen die neuen Preisstifter zurück. Der Vorwurf der Kommerzialisierung des berühmten Namens würde auch auf den Absender zurückfallen, heißt es. "Hat man nur die passende Geldsumme, kann man sich die Nähe zu Alfred Nobel auch kaufen", konstatierte die Stockholmer Dagens Nyheter zur fortschreitenden Vermarktung dieser Warenmarke durch die Nobelstiftung. Sponsoren wie Volvo, Ericsson oder Samsung haben das auch längst erkannt. Und in diesem Jahr wird das Nobelfest erstmals nicht mehr im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen. Ein Kommerzsender hatte offenbar ein attraktiveres Angebot.
"Habe ich nicht das Recht, einen Preis in meinem Namen zu vergeben?", fragte Michael Nobel in einem Rundfunkinterview: "Umso mehr, als Nobel in Schweden ja kein ganz ungewöhnlicher Nachname ist?" Die Nobelstiftung könne deshalb nicht jeden Gebrauch für sich monopolisieren. Notfalls werde man eine gerichtliche Klärung suchen. Gleichzeitig öffnete er aber auch eine Hintertür: Der neue Preis solle an der Namensfrage jedenfalls nicht scheitern.
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